Dauerbrenner THW Kiel vor erneutem Meistercoup

Kiel (dpa) - Der THW Kiel hat ein feines Näschen für den richtigen Moment. Wenn schon Titelgewinn in der Meisterschaft, dann im Top-Spiel. Am Dienstag erwartet der Spitzenreiter in der heimischen Arena den Tabellenzweiten Rhein-Neckar-Löwen.

Siegt der THW, hat er seinen 18. Meistertitel sicher. Und das drei Spieltage vor Ultimo. Gibt er einen Punkt ab, muss er sich bis zur nächsten Partie gedulden. „Klar wollen wir möglichst schon jetzt Meister werden. Das war eine anstrengende Saison“, sagte THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt.

Beinahe wäre die aktuelle Feinplanung für die Eroberung des Titels zunichtegemacht worden. Der TBV Lemgo war am Sonntag drauf und dran, den Kielern ihre vierte Saisonniederlage beizubringen. Mit vier Toren führten die Ostwestfalen bereits. Doch der Favorit berappelte sich und ging am Ende mit einem 31:28 aus der Halle.

Der Grundstein für die kleine Jubelfeier vor 10 285 Zuschauern in der heimischen Arena ist gelegt, die große Party folgt wie immer am Saisonende mit Autocorso und Balkon-Akt auf dem Kieler Rathausplatz. „Wir haben eine Überraschung vorbereitet, sollten wir Meister werden“, betonte Elwardt, schränkte aber ein: „Aber nur eine Kleinigkeit. Es gibt keine Feier.“

Denn der Fast-Meister und Pokalsieger hat Terminstress. Beim Final4 in der Champions League am 1. und 2. Juni in Köln will er einen weiteren Gala-Auftritt hinlegen und sich wie im Vorjahr Europas Krone aufs Haupt setzen. Deshalb die Anweisung von Trainer Alfred Gislason: „Wir wollen den Titel jetzt klarmachen, um uns konzentriert auf Köln vorbereiten zu können.“ Der gestrenge Isländer lockte seine Mannen gar mit einem Bonbon: „Eventuell lasse ich dann am Mittwoch das Vormittagstraining ausfallen.“

Das ist der THW. Für Titel wird an der Förde malocht ohne Ende. Andere sind legerer. Als der HSV 2011 Meister wurde, düste er noch vor dem Final4 in der Champions League nach Mallorca zur viertägigen Sause am Pool des Präsidenten. Das anschließende Halbfinale in der Königsklasse verlor er. „Auf die Idee ist hier keiner gekommen“, tat Gislason seine Meinung über Zwischendurch-Reisen kund.

Den Rhein-Neckar Löwen zollt Gislason „großen Respekt“ und lobte: „Sie sind verdient Zweiter.“ Die Mannheimer glauben aber selbst nicht, Abo-Meister THW noch in die Suppe spucken zu können. „Ich denke, Kiel wird alles daransetzen, jetzt zu Hause Meister zu werden“, lautete die Vermutung von Nationalspieler Oliver Roggisch. Trainer Gudmundur Gudmundsson schwant „eine Hammeraufgabe“ und Geschäftsführer Thorsten Storm bekannte resigniert: „Für mich ist der THW schon längst deutscher Meister.“ Das klingt nicht nach Party-Killer.