Der neue Brand: Heuberger will eigenen Weg gehen
Dortmund (dpa) - Vom Schattenmann des „Handball-Kaisers“ zum Macher an vorderster Front: Martin Heuberger soll als neuer Bundestrainer die deutschen Handballer zurück in die Weltspitze führen.
Der 47-Jährige wurde am Dienstag in Dortmund wie erwartet als Nachfolger von Heiner Brand inthronisiert und rückt nach sieben Jahren als Co-Trainer somit zum neuen starken Mann des Weltmeisters von 2007 auf. „Einmal Nationaltrainer zu sein, das war auch mein Traum. Ich freue mich sehr über diese neue Aufgabe“, sagte Heuberger, der rückwirkend zum 1. Juli einen Dreijahresvertrag bis 30. Juni 2014 unterschrieb.
Verbandspräsident Ulrich Strombach bedachte Heuberger mit Vorschusslorbeeren. „Am Ende haben wir festgestellt, dass wir den besten Mann in unseren eigenen Reihen haben“, sagte Strombach. Der DHB hatte nach Brands Rücktritterklärung zusammen mit Ligavertretern nach einem Nachfolger gesucht. Mit sechs Kandidaten wurden Einzelgespräche geführt, am Ende blieben zwei übrig. Strombach: „Den zweiten Namen werde ich nicht nennen.“ Neben Heuberger hat es sich nach dpa-Informationen um Berlins Bundesliga-Trainer Dagur Sigurdsson gehandelt.
Als erstes will Heuberger, der zunächst als Bundestrainer der Junioren das Team als Titelverteidiger zur bevorstehenden WM in Griechenland führen wird, so schnell wie möglich mit den Spielern und mit den Liga-Trainern sprechen. Dann wird er entscheiden, wer im Team bleibt und wer nicht. „Die Tür steht für jeden deutschen Spieler offen“, sagte Heuberger, der vor allem das Sieger-Gen und den Stolz, den „Adler auf der Brust“ zu tragen, bei den Spielern wecken will.
Wer sein Co-Trainer und gleichzeitig Nachfolger bei den Junioren wird, ist noch offen. Die Entscheidung fällt Heuberger. Die Männer-Auswahl wird er erstmals beim Supercup vom 3. bis 6. November betreuen. Der Deutsche Handballbund (DHB) hätte Heuberger sicher liebend gern länger als bis 2014 an sich gebunden. Doch das Landratsamt in Offenburg als Arbeitgeber des Diplom-Verwaltungswirts hat seinen Beamten nur für weitere drei Jahre freigestellt.
Das Votum pro Heuberger löste im Team ein positives Echo aus. „Ich glaube, das ist eine gute Wahl. Martin ist ein sehr kompetenter Mann“, sagte Keeper Silvio Heinevetter der Nachrichtenagentur dpa. Und auch der seit 1. Juli als Manager im DHB tätige Brand hatte schon im Vorfeld seinen langjährigen Assistenten in den höchsten Tönen gelobt: „Ich glaube, er hat alle Voraussetzungen, die man haben muss.“
Doch das Erbe könnte schwerer nicht sein. Denn Brand geht als „Handball-Kaiser“ in die Sport-Annalen ein und steht als Synonym für die medaillenträchtigste Ära im Deutschen Handballbund (DHB). Zudem ist er vielfach ausgezeichnet, Liebling der Fans und eloquent.
Ganz anders Heuberger. Der Vater zweier Söhne ist eher ein Mann der leisen Töne. Sich nach vorn zu drängen, liegt nicht in seiner Natur. Den nun wahrscheinlich ständigen Vergleich mit der Lichtgestalt Brand scheut Heuberger nicht. „Ich glaube, die Öffentlichkeit hat damit ein größeres Problem als ich. Heiners Rat zählt weiter bei mir. Aber ich werde meinen eigenen Stil entwickeln“, sagte Heuberger, der auf der Pressekonferenz anfänglich noch ein bisschen nervös wirkte, dann aber souverän und locker auf und neben dem Podium agierte.
Talenteschmied Heuberger, der mit den Junioren unter anderem 2009 den WM-Titel und zweimal EM-Gold (2004 und 2006) holte, steht sportlich vor einer großen Herausforderung. Denn nach Platz zehn bei der EM 2010 und Rang elf bei der WM ist die DHB-Auswahl nur noch Mittelmaß. „Man kann im deutschen Handball noch sehr viel bewegen. Mittelfristig will ich das Team wieder an die internationale Spitze führen“, sagte Heuberger, dessen erstes großes Ziel nach der geschafften EM-Teilnahme 2012 in Serbien die Olympia-Qualifikation für London 2012 ist.