Deutschland gegen Spanien um den Handball-Thron
Hamburg (dpa) - Der HSV Hamburg will alles. Nach dem erstmaligen Gewinn des deutschen Handball-Meistertitels soll jetzt auch die Trophäe in der Champions League her.
Die Hanseaten schicken sich an, am Wochenende beim Final Four in Köln Europas Thron im Vereinshandball zu stürmen, doch die Konkurrenz hat es in sich. Die Hamburger fordern im Halbfinale am 28. Mai den dreimaligen Champions-League-Sieger BM Ciudad Real heraus, in der anderen Vorschlussrundenpartie zuvor stehen sich die Rhein-Neckar Löwen und Spaniens Meister FC Barcelona gegenüber. Zweimal Deutschland gegen Spanien - die beiden stärksten Ligen der Welt im direkten Duell um den goldenen Pott.
Das Finale steigt am 29. Mai in der mit 19 400 Zuschauern an beiden Tagen ausverkauften Lanxess-Arena. Zuvor wird Platz drei ausgespielt. Der Sieger darf neben dem Pokal 250 000 Euro in Empfang nehmen. „Man sollte nicht so vermessen sein, in so ein großes Turnier zu gehen und zu meinen, dass man da mit Sicherheit den Pokal holt. Wir wollen ihn gerne holen, und es wäre eine ganz tolle Geschichte - aber wir haben auch Respekt vor unseren Gegnern“, sagte HSV-Trainer Martin Schwalb.
„Alles ist möglich“, meinte Ulrich Derad, Geschäftsführer des THW Kiel, in der vergangenen Saison immerhin Titelträger in der Bundesliga und der „Königsklasse“. Schmunzelnd fügte er hinzu: „Favorit ist der, der uns geschlagen hat.“ Das hatte im Viertelfinale der FC Barcelona geschafft, der den THW mit zwei Siegen aus dem Wettbewerb geworfen hatte. „Realistisch betrachtet ist zwar alles sehr eng, aber Barcelona hat in der gesamten Saison eine überragende Vorstellung abgeliefert.“
In der Tat sind die Spanier derzeit das Maß aller Dinge auf Vereinsebene. In der nationalen Meisterschaft haben sie nur eine Niederlage zugelassen und den Titel mit 58:2 Punkten vor Ciudad Real (54:6) geholt. Ausgerechnet diese erfolgsverwöhnte Truppe fürchtet sich nun vor den Rhein-Neckar Löwen, die in der Vorrunde gegen die Katalanen gewonnen und ein Remis erreicht hatten. „Das hat keine Aussagekraft für das Final Four“, lautete die hastige Erwiderung von Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson, der ebenfalls Barcelona favorisiert. „Aber wir fühlen uns in der Rolle des Außenseiters sehr wohl.“
Allerdings herrscht bei den Mannheimern schlechte Stimmung. Nach der jüngsten Bundesliga-Niederlage gegen Gummersbach sind die Löwen derzeit nur Vierter und könnten so die direkte Qualifikation für die Champions League verpassen. „Das war unter aller Sau und wirklich peinlich“, wetterte Manager Thorsten Storm.
Bundesliga-Rivale HSV ist indes bester Laune. Die Meisterschale wurde ausgiebig auf Mallorca begossen, die Köpfe sind frei, und der Titelhunger ist groß. Am 5. Juni soll auf dem Hamburger Rathausbalkon gefeiert werden. Mit zwei Trophäen würde die Party eine Nummer größer ausfallen. Trainer Schwalb tüftelt, wie er das Bollwerk Ciudad Real knacken kann. „Die haben die stärkste Abwehr der Welt“, betonte der Coach, weiß aber auch: „Es kommt auf die Tagesform an.“