EM-Ticket in Gefahr: DHB-Team muss in Montenegro siegen

Frankfurt/Main (dpa) - Routinier Oliver Roggisch gab sich vor dem Abflug in die „Handball-Hölle“ von Podgorica betont lässig, und auch Rückkehrer Holger Glandorf ließ keine Zweifel am Gelingen der Mission EM-Qualifikation aufkommen.

Trotz erheblicher Personalprobleme und einer schwierigen Ausgangsposition bestiegen Deutschlands Handballer selbstbewusst den Flieger nach Montenegro, wo am Mittwochabend gegen den Tabellenführer der Gruppe 2 nur ein Sieg zählt.

„Wenn wir verlieren, sind wir raus“, rechnete Roggisch vor. „Das wäre ein Debakel. Aber wir lassen das Worst-Case-Szenario nicht an uns herankommen. Wir haben immer bewiesen, dass wir voll da sind, wenn es um Alles geht. Deutschland gehört zur Europameisterschaft“, verkündete der Abwehrchef von den Rhein-Neckar Löwen.

Mit 4:4 Punkten liegt die DHB-Auswahl derzeit hinter Montenegro (6:2) auf Rang zwei, der zur Endrunden-Teilnahme im Januar 2014 in Dänemark reicht. Doch die punktgleichen Tschechen sitzen dem Team von Bundestrainer Martin Heuberger dicht im Nacken, so dass ein erneuter Ausrutscher wie beim 27:31 im Hinspiel in Mannheim verboten ist.

Rückraum-Ass Glandorf, der Anfang Mai bei den Länderspielen gegen Slowenien nach mehr als einjähriger Abstinenz in die Nationalmannschaft zurückgekehrt war, schließt ein Scheitern im Hexenkessel von Podgorica aus. „Damit beschäftige ich mich nicht. Jeder, der auf die Platte kommt, wird seine Leistung bringen. Wir müssen cool bleiben und dürfen uns nicht von der hitzigen Atmosphäre anstecken lassen. Wir wollen unbedingt zur EM“, sagte der 30-Jährige vom Vizemeister SG Flensburg-Handewitt.

Heuberger demonstrierte ebenfalls Gelassenheit, auch wenn er etliche Ausfälle verkraften muss. Zuletzt sagte auch noch Rechtsaußen Tobias Reichmann wegen eines Bänderrisses im Sprunggelenk ab. Für den Wetzlarer wurde Johannes Sellin von den Füchsen Berlin für die Spiele in Montenegro und am kommenden Samstag gegen Israel nachnominiert. Zuvor waren bereits die Aufbauspieler Sven-Sören Christophersen, Steffen Fäth (beide Patellasehneneinriss) und Christian Dissinger (zweiter Kreuzbandriss) ausgefallen.

Auch Lars Kaufmann steht nach einer Knie-Operation nicht zur Verfügung. Zudem sagte Hamburgs Champions-League-Sieger Michael Kraus wegen Abiturprüfungen ab. „Wir haben weiterhin genug Klasse und eine starke Mannschaft. Es gilt nach wie vor, dass wir uns mit zwei Siegen und ohne Rechenspielchen für die EURO qualifizieren wollen“, sagte der Bundestrainer.

Allerdings weiß er, was auf seine junge Mannschaft beim Tabellenführer zukommt. Deshalb hat er die Spieler mit einigen Videos auf die heißblütige Atmosphäre eingestimmt. „Das ist keine einfache Situation für die jungen Spieler. Uns erwartet ein Hexenkessel, in dem sie gleich ins Feuer geworfen werden. Wir müssen dem Druck der Kulisse standhalten“, meinte Heuberger.

Roggisch, mit 34 Jahren und 191 Länderspielen der Erfahrenste im DHB-Team, lässt am Gelingen keine Zweifel aufkommen. „Das spornt uns noch mehr an. Wir müssen die Atmosphäre aufsaugen. Wenn wir unsere normale Leistung bringen, gewinnen wir das Spiel“, erklärte der Abwehrchef: „Ich habe richtig Bock auf ein geiles Handballspiel.“