„Experten“ wollen WM-Hattrick - DHB mit „Frischlingen“
Barcelona (dpa) - Von wegen Umbruch: Frankreichs „Die Experten“ genannte Handball-Auswahl will mit einem Großteil seiner Abonnement-Sieger Geschichte schreiben. Nur fünf Monate nach dem Olympiasieg kann das Team von Trainer Claude Onesta zum dritten Mal nacheinander Weltmeister werden.
„Wenn du einmal einen Titel gewonnen hast, willst du mehr gewinnen. Wir haben niemals genug. Wir sind immer noch hungrig nach mehr“, sagte Torhüter Thierry Omeyer vom deutschen Rekordmeister THW Kiel über die Motivation für den Titel-Hattrick.
Der schon grau melierte 36 Jahre alte Ausnahme-Torhüter ist einer der Sieggaranten der vergangenen Jahre, der in den letzten fünf Jahren zweimal Olympiasieger (2008, 2012), zweimal Weltmeister (2009, 2011) und Europameister (2010) geworden ist. Neben Omeyer gehören zur alten Garde sein Torhüter-Kollege Douda Karaboue (37), Abwehrchef Didier Dinart (35) sowie Welthandballer Daniel Narcisse (33) und Jerome Fernandez (35). Der jüngst in einen Wettskandal verwickelte ehemalige Welthandballer Nikola Karabatic ist zwar mit 28 an Jahren noch vergleichsweise jung, hat jedoch inzwischen auch mehr als 200 Länderspiele bestritten.
„Die Franzosen haben überraschend keinen größeren Umbruch eingeleitet“, urteilte Bundestrainer Martin Heuberger. Deswegen hat er die „Grande Nation“ auf Platz eins seiner Favoriten gesetzt. Gleich dahinter rangiert Spanien. Der Gastgeber muss zwar auf Rückraumspieler Raul Entrerrios verzichten, kann jedoch ansonsten personell aus dem Vollen schöpfen. Mit dem erwartet frenetischen Publikum im Rücken ist der WM- und EM-Dritte der vergangenen Jahre auch dank des Heimvorteils der größte Herausforderer von Frankreich - und das trotz der negativen Einflüsse der Euro-Krise verbunden mit den enormen Geldproblemen.
Die Rolle des potenziellen Thronfolgers von Frankreich war zuletzt Dänemark zugekommen. Der Europameister des Vorjahres und WM-Zweite von 2011 hatte jedoch nicht immer sein Potenzial ausgeschöpft. Vor allem bei Olympia hatten die als Top-Favorit gehandelten Skandinavier bereits im Viertelfinale und damit enttäuschend früh die Segel streichen müssen. „Die sind in der Breite sehr gut aufgestellt“, analysierte Heuberger.
Den Dänen fehlen zwei ihrer Protagonisten. Kreisspieler Michael Knudsen und Spielmacher Thomas Mogensen, beide von der SG Flensburg-Handewitt, sind nicht dabei. Doch auch andere große Namen vergangener Jahre fehlen in Spanien. Zuvorderst überrascht, dass Spielmacher-Star Ivano Balic nicht einmal im erweiterten Kader des Olympia-Dritten Kroatien steht. Trainer Slavko Goluza hat die mutige Entscheidung getroffen, auf den ehemaligen Welthandballer zu verzichten.
Dennoch gehören auch die Kroaten zu den Medaillenanwärtern - ganz im Gegensatz zum deutschen Team. Das Ziel des abgestürzten Weltmeisters von 2007 lautet Achtelfinale. „Eine Vorgabe haben wir offiziell nicht gemacht, aber Wünsche haben wir trotzdem“, sagte Horst Bredemeier, Vize-Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) und erläuterte: „Wir möchten das Achtelfinale erreichen. Mit einer guten Vorrunde kann man dort vielleicht einen leichteren Gegner erwischen, so dass das Viertelfinale möglich ist.“
Bundestrainer Martin Heuberger muss auf die Stammkräfte Holger Glandorf, Lars Kaufmann und Uwe Gensheimer verzichten und stattdessen fünf WM-Neulinge integrieren. „Wir haben fünf Frischlinge dabei. Wenn man mit einem Drittel Neulinge in seinem Kader startet, wäre es vermessen, die Ziele zu hoch zu setzen“, sagte er.