Flensburgs Trainer: „Irgendwann sagt der Körper nein“
Flensburg (dpa) - Nur ein Wunder führt die SG Flensburg-Handewitt ins Final Four der Handball-Champions-League. Ernüchterung hat sich breitgemacht im hohen Norden. Nach dem 26:32 im Halbfinal-Hinspiel in heimischer Halle gegen den HSV Hamburg glauben nur noch wenige Fans an das Finalturnier.
„Uns fehlt die Eigenschaft, in den entscheidenden Situationen die Big Points zu machen“, lautet die Analyse von Rückraumspieler Steffen Weinhold.
Das Rückspiel geht am Sonntag um 18.30 Uhr über die Bühne. Es ist dann die siebte Begegnung der beiden Bundesligisten in dieser Saison. Die ersten fünf Partien in Bundesliga, Champions-League-Hauptrunde und DHB-Pokal waren ausgeglichen. „Niemand im Umfeld hätte erwartet, dass wir in der zweiten Halbzeit so einen Einbruch erleiden“, sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke über das jüngste Duell. Dabei passierte das nicht zum ersten Mal: Bereits beim DHB-Pokalfinale gegen den THW Kiel verlor Flensburg in der zweiten Hälfte das Konzept - und letztlich auch das Spiel.
Flensburg-Handewitt steht seit Jahren im Schatten des THW Kiel und des HSV Hamburg. Das zeigt sich auch an den Finanzen. Etwa 5,7 Millionen Euro beträgt der Jahresetat. Kiel (ca. 9,5) und der HSV (ca. 8,1) bewegen sich in anderen Sphären. Eine Situation, die sich laut Schmäschke nicht sobald ändern lässt: „Wir versuchen, konstant mit diesem Etat zu arbeiten. Das ist eine Grenze, die es hier in Flensburg gibt.“ Ärgern will er sich darüber nicht. „Wir haben schließlich bewiesen, mit diesem Etat erfolgreich zu spielen. Wir gehören zur deutschen und europäischen Spitze.“
Von europäischer Spitze war im Hinspiel nicht viel zu sehen. „Gegen den HSV kannst du nicht gewinnen, wenn mehrere Spieler einen schlechten Tag erwischen“, sagt Trainer Ljubomir Vranjes. Der 39-Jährige ist niemand, der seine Spieler nach Niederlagen an den Pranger stellt. „Sie haben viel Stress durch die Liga, den Pokal, die Champions League und die Nationalmannschaft. Irgendwann sagt der Körper nein“, erklärt er. Seine ruhige Art wird geschätzt. Nicht nur in Flensburg, sondern auch bei anderen Vereinen. „Ich habe schon einige Angebote bekommen“, gibt der Schwede zu. Abwanderungsgedanken habe er jedoch nicht. Sein Vertrag läuft bis 2017.
Aus deutscher Sicht tröstlich: Ein Bundesligist steht auf jeden Fall im Final Four. Als zweites Team könnte der THW Kiel den Sprung schaffen. Bereits am Samstag tritt der Titelverteidiger zum Viertelfinal-Rückspiel bei MKB Veszprem KC in Ungarn an. Das Hinspiel gewannen die Norddeutschen knapp mit 32:31. „Uns erwartet ein ganz heißes Rückspiel in einer der lautesten Arenen Europas“, meint THW-Kapitän Marcus Ahlm. „Aber wir freuen uns darauf, denn solche Partien sind besonders intensiv. Und wir lieben solch eine Atmosphäre.“