Handball-WM: Kollektives Bravourstück
Deutschland feiert mit dem 27:24 gegen Island ein starkes Comeback. „Man kann wieder an die Mannschaft glauben“, sagt Brand.
Jönköping. Man muss schon zwei Jahre zurückgehen, um eine derart gelungene Vorstellung einer deutschen Handball-Nationalmannschaft zu finden. Damals, bei der Weltmeisterschaft in Kroatien, pulverisierte die DHB-Auswahl in der Vorrunde erst Mazedonien (33:23) und dann Polen (30:23). Das fantastische 27:24 (15:13) vom Samstag über die bis dato ungeschlagenen Isländer ist dagegen ein Comeback mit dickem Ausrufezeichen und deshalb noch höher einzustufen.
„Wir haben in nur wenigen Tagen absolut die Kurve gekriegt“, freute sich Co-Trainer Martin Heuberger. Die bitteren Stunden nach den Niederlagen gegen Spanien und Frankreich scheinen verdaut. Es könnten die heiteren Tage von Jönköping werden. „Die Mannschaft hat gezeigt, was in ihr steckt. Man kann jetzt wieder an sie glauben“, sagte Bundestrainer Heiner Brand.
Tatsächlich schwangen sich Kraus & Co. zu einem Bravourstück auf. Kreisläufer Sebastian Preiß (5 Tore) wurde immer wieder sehenswert in Szene gesetzt. Den Deutschen gelangen acht direkte Kontertore, von denen Rechtsaußen Christian Sprenger (5) den Löwenanteil beisteuerte.
Und die Deckung um die mittlerweile genial harmonierenden Sebastian Preiß und Michael Haaß stellte den „spielerisch weltbesten Angriff“ (Brand) vor arge Probleme. Den Rest erledigte Silvio Heinevetter. Der Torhüter vernagelte in der kniffeligen Phase der zweiten Hälfte, als die Isländer beim 18:18 (42.) zum Ausgleich gekommen waren, seinen Kasten ähnlich wie Inselbewohner ihre Häuser vor dem Eintreffen eines Wirbelsturms und ließ in zwölf Minuten nur noch ein Gegentor zu. Zu Recht erhielt er den Titel „Man of the match“.
In diese Zeit fiel auch der Glanzauftritt von Holger Glandorf. Der Linkshänder kam in der 43. Minute für den bis dato bemerkenswert soliden Adrian Pfahl und avancierte zum X-Faktor. Glandorf schredderte die isländischen Hoffnungen mit seinen vier Treffern zum 23:19 (54.). Trotz der mittlerweile offenen 3:3-Deckung des Gegners brachte er seine wuchtigen Distanzschüsse ins Ziel. „So ein Spiel ist gut für die Seele“, gestand Glandorf.