Handballer ärgert Niederlage - Kraus nachnominiert
Reykjavik (dpa) - Die erste Niederlage als Bundestrainer der deutschen Handballer tat Dagur Sigurdsson weh - und prompt baute er für die finalen WM-Tests seine Auswahl um.
Nach der Rückkehr von der aufschlussreichen Länderspielreise aus Island nominierte er die zuletzt angeschlagenen Michael Kraus sowie Tim Kneule und Hendrik Pekeler nach. Der 31-jährige Kraus steht damit gut vier Monate nach dem Freispruch vom Vorwurf eines Dopingkontrollverstoßes vor seinem Auswahl-Comeback. „Das sind tolle Nachrichten“, sagte Kraus nach der Ankunft im Teamquartier dem TV-Sender Sky Sport News.
Nach den Partien gegen Tschechien am Freitag in Stuttgart und am Samstag in Mannheim will der Bundestrainer entscheiden, welche Spieler mit zur WM nach Katar fliegen. „Für die Weltmeisterschaft ist die Breite in der Mannschaft ein entscheidender Faktor. Wir haben im erweiterten Kader viele Möglichkeiten, die wir nutzen können“, sagte Sigurdsson. „Ich freue mich, dass ich Grünes Licht von der medizinischen Abteilung bekommen habe und der Mannschaft hoffentlich helfen kann“, erklärte Kraus. Eine Berufung in den endgültigen WM-Kader bleibe jedoch „Spekulation“, betonte der Göppinger.
Noch vor dem Abflug aus Island war der Bundestrainer angesäuert. „Insgesamt hat mich geärgert, dass wir zu viele Chancen liegen gelassen haben“, monierte der Isländer. Ausgerechnet bei seinen Landsleuten setzte es mit dem 24:25 (12:12) am Montagabend in Reykjavik die erste Niederlage im sechsten Spiel unter seiner Regie. Symptomatisch für die Partie war der letzte Wurf: Patrick Wiencek scheiterte frei stehend an Islands Torhüter Björgvin Gustavsson und vergab damit das Remis.
„Die Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben“, bekannte Teammanager Oliver Roggisch, „wir lassen die leichten Tore liegen, verschießen drei Siebenmeter. Das hat uns das Genick gebrochen.“ Nicht einmal Uwe Gensheimer war trotz seiner neun Treffer frei vom Wurfpech und setzte auch noch einen Siebenmeter gar neben das Tor. „Es wäre schlimmer, wenn wir uns diese Chancen nicht kreieren würden“, meinte der Kapitän relativierend.
So reisten die deutschen Handballer am Dienstag bei Schneetreiben zwar leicht verärgert, aber insgesamt dennoch ermutigt wieder nach Deutschland. Denn nach dem beachtlichen 31:24-Sieg im ersten Vergleich der beiden WM-Nachrücker einen Tag zuvor waren im zweiten Spiel lediglich die schlechte Wurfquote und einige technische Fehler nennenswerte Kritikpunkte. „Ich glaube, wir müssen unsere Konzentration verbessern“, sagte der Bundestrainer. Und Roggisch ergänzte: „Die Niederlage darf man nicht überbewerten. Das war an sich kein schlechtes Spiel. Da werden wir auch wieder hinkommen, dass wir in der Chancenverwertung besser werden.“
Bis zur WM vom 15. Januar bis 2. Februar in Katar und dem Auftaktspiel gegen Polen hat Sigurdsson noch einiges mit seinen Spielern vor. „Jetzt werden wir alles auswerten und dann die Entscheidungen für die weitere Reise treffen“, kündigte er an. „Unser Fokus ist es jetzt, in den Rhythmus zu kommen und ein bisschen mehr Selbstvertrauen zu bekommen.“
Zum Abschluss der WM-Vorbereitung gegen Tschechien kehrt nun ein zuletzt angeschlagenes Trio in die Auswahl zurück. Mit Kraus und Kneule, die muskuläre Beschwerden hatten, stärkt der Bundestrainer die Positionen Rückraum Mitte und Links. Kreisläufer Pekeler, der wegen Knieproblemen gefehlt hatte, hatte zuletzt vor allem in der Abwehrmitte überzeugt.
Am 13. Januar reist das Team dann zur WM nach Doha. In der Gruppe D sind neben Polen, Russland, Dänemark, Argentinien und Saudi Arabien die Vorrundengegner. Die ersten vier Teams qualifizieren sich fürs Achtelfinale.