Handballer verlieren Generalprobe für WM-Playoffs
Wetzlar (dpa) - Deutschlands Handballer haben die Generalprobe für die WM-Playoffs verpatzt und sich nicht den erhofften Kick für die Alles-oder-Nichts-Spiele gegen Polen holen können.
Im Test-Länderspiel gegen Norwegen verspielte die DHB-Auswahl eine Sechs-Tore-Führung und kassierte am Ende eine unnötige 30:32 (16:14)-Niederlage. Am Samstag muss in Danzig im Playoff-Hinspiel für die Weltmeisterschaft 2015 eine Steigerung her, um die Chancen auf eine Reise nach Katar zu wahren.
„So direkt nach dem Spiel ist es natürlich kein gutes Gefühl, wenn man mit zwei Toren verliert, was eigentlich unnötig war“, sagte Bundestrainer Martin Heuberger beim TV-Sender Sport1. Es sei schade mit der Niederlage im Gepäck nach Polen zu fliegen. „Aber ich bin sicher, dass wir am Samstag eine Mannschaft sehen, die 60 Minuten fightet und alles für den Sieg gibt.“
Vor der Partie hatte der Bundestrainer angekündigt: „Wir werden mit unseren Kräften haushalten, damit wir am Wochenende frisch sind.“ Das nahmen seine Schützlinge vor 4011 Fans in Wetzlar zu wörtlich, als sie in der Schlussphase den sicher geglaubten Sieg aus der Hand gab. Heuberger monierte die mangelnde Aggressivität in der Abwehr.
Beste Werfer für das deutsche Team, das nach dem Verpassen der Olympischen Spiele 2012 und der EM 2014 endlich wieder zu einem Großereignis will, waren Uwe Gensheimer mit fünf Toren sowie Holger Glandorf und Tim Kneule (je 4). Für die Norweger, die es in der WM-Ausscheidung mit Österreich zu tun bekommen, traf Eivind Tangen (7) am häufigsten.
Die DHB-Auswahl kam schwer in die Gänge und lag nach zehn Minuten mit drei Toren (2:5) im Hintertreffen. Doch dann rafften sich die Heuberger-Mannen auf und fanden besser ins Spiel. Beim 6:6 (13.) war der Ausgleich hergestellt. Mit der ersten Führung wollte es aber zunächst nicht klappen, weil Kreisläufer Patrick Wiencek vom deutschen Meister THW Kiel dreimal in Serie die Nerven versagten.
Mitte der ersten Hälfte brachte Heuberger dann Glandorf vom Champions-League-Triumphator SG Flensburg-Handewitt, wodurch sich die Torgefahr aus dem Rückraum schlagartig erhöhte. Der 31-Jährige zeigte keine Nachwirkungen von den Feierlichkeiten und führte sich mit zwei Treffern nacheinander gleich gut ein. „Die Champions League spielt keine Rolle mehr. Ich versuche die Euphorie mitzunehmen und mich auf die Länderspiele zu fokussieren“, hatte Glandorf bereits vor dem Anpfiff verkündet.
Acht Minuten vor der Pause ging der Gastgeber dann erstmals in Führung. Stefan Kneer traf zum 10:9. Absetzen konnte sich die DHB-Auswahl jedoch nicht, weil im Angriff noch zu viel daneben ging. Zum Glück lief Torhüter Carsten Lichtlein, der nach zwölf Minuten für Johannes Bitter zwischen die Pfosten gerückt war, zu großer Form auf und gab seiner Mannschaft den nötigen Rückhalt.
Bitter, der am Nachmittag die Nachricht von der bestätigten Lizenzverweigerung für seinen Verein HSV Hamburg erhalten hatte, war wegen einer impulsiven Geste gegen den Schiedsrichter mit einer Zwei-Minuten-Strafe belegt worden und kehrte erst in der Schlussphase auf das Parkett zurück. Nachdem zuvor Silvio Heinevetter mit etlichen Paraden seine Klasse unter Beweis gestellt hatte, konnte sich Bitter nicht auszeichnen.