Dahmke fährt heim Handballer ziehen ihre Top-Joker: Auch Pekeler kommt zur WM
Rouen (dpa) - Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat zum Start in die heiße WM-Phase zwei Top-Joker gezogen und nach Altstar Holger Glandorf auch Europameister Hendrik Pekeler nach Frankreich geholt.
Dafür schickte der Isländer einen Tag vor dem Finale um den Gruppensieg gegen Kroatien am Freitag (17.45 Uhr) Linksaußen Rune Dahmke nach Hause. „Damit hoffe ich, dass wir nun den endgültigen Feinschliff im Kader haben“, sagte Sigurdsson im Teamhotel in Rouen. „Ich weiß, dass Pekeler uns hinten Stabilität geben kann.“ Der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen habe in den vergangenen Jahren „Riesenerfahrungen“ mit dem Nationalteam gemacht.
Ursprünglich hatte Pekeler aus Belastungsgründen freiwillig auf die Teilnahme an der WM verzichtet und erklärt, nur im Notfall bereit zu stehen. „Jetzt habe ich den Joker einfach gezogen“, sagte Sigurdsson. „Als ich die Spiele im Internet verfolgt habe, hat es wieder in den Fingern gekribbelt und ich habe dabei wahnsinnig viel Lust auf Handball und die WM bekommen“, sagte Pekeler dem „Mannheimer Morgen“ (Freitag) und ergänzte: „Es wird sicherlich nicht alles von Beginn an funktionieren, aber ich denke schon, dass ich der Mannschaft im Laufe des Turniers helfen kann.“
Inklusive Glandorf hat Sigurdsson nun die maximal erlaubten 16 Spieler in seinem WM-Kader, weshalb mit Dahmke ein Akteur gestrichen werden musste. „Rune war natürlich ein bisschen geschockt. Wir sind Freunde, darum habe ich mit ihm fühlen können“, sagte Torhüter Andreas Wolff. „Es tut mir unglaublich leid für ihn.“ Mit Pekeler komme aber nun ein „sehr, sehr guter Abwehrspieler“.
Schon am Donnerstagnachmittag traf Glandorf im Teamhotel in der Normandie ein und nahm am Abend am Abschlusstraining teil. „Ich glaube, es wäre ein Fehler zu sagen, dass ich oder Hendrik jetzt hier die Heilsbringer sind“, sagte Glandorf bei seiner Ankunft. „Wir kommen beide, um die Mannschaft zu unterstützen.“ Die Anreise von Pekeler verzögerte sich dagegen. Wegen eines Zugausfalls sollte der Defensiv-Spezialist erst am Abend in Paris eintreffen.
Die Qualitäten der beiden erfahrenen Akteure könnten schon am Freitag schwer gefragt sein. Gegen Kroatien darf die DHB-Auswahl nicht verlieren, um die Gruppe C als Erster abzuschließen. „Es ist das erste Spiel mit diesem Endspiel-Charakter, deswegen ist es sehr interessant“, sagte der Isländer und kündigte an: „Wir werden alles, was wir haben, in dieses Endspiel packen.“ DHB-Vizepräsident Bob Hanning sieht das deutsche Team in der Lage, gegen jede Mannschaft zu gewinnen. „Wir können aber auch gegen jeden verlieren, wenn die Fokussierung nicht voll da ist“, sagte er.
Das war auch in einigen Gruppenspielen zu erkennen - in denen die DHB-Auswahl aber auch nicht immer voll gefordert wurde. Gerade gegen die Weißrussen (31:25) wirkte die Mannschaft um Kapitän Uwe Gensheimer vor allem im ersten Durchgang extrem fahrlässig. Erst als Sigurdsson in seiner Halbzeitansprache deutlich den Ton verschärfte, änderte sich die Einstellung. Sollte seine Mannschaft gegen die Kroaten von Beginn an ähnlich unkonzentriert zu Werke gehen, dürfte das bestraft werden. „Wir brauchen jetzt genau dieses Spiel mit Blick auf das Achtelfinale“, sagte Hanning, und Sigurdsson ergänzte: „Wir haben jetzt genau die Situation, die wir haben wollten.“
Denn ab jetzt wird sein Team für die restliche Zeit des Turniers voll gefordert sein. Nur wenn Deutschland seine Gruppe als Erster abschließt, geht es im Achtelfinale anschließend im per Bus rund zwei Stunden von Rouen entfernten Paris weiter. Wird die DHB-Auswahl nur Gruppenzweiter, droht eine Reise ins rund 900 Kilometer entfernte Montpellier. „Natürlich wollen wir Kroatien schlagen. Nicht nur für den Gruppensieg und unseren Kopf, sondern auch weil eine Reise nach Paris deutlich angenehmer wäre“, sagte Rückraumspieler Kai Häfner.
Der bisher einzige Linkshänder im deutschen Rückraum wird durch die Anreise von Glandorf besondere Entlastung bekommen. Doch auch Pekeler, der laut Sigurdsson wegen seiner mangelnden Vorbereitung „nicht die zentrale Rolle spielen“ soll, könnte gegen die Kroaten gleich zum Faktor werden. Mit dem Kieler Domagoj Duvnjak haben die ebenfalls noch ungeschlagenen Osteuropäer einen Weltklasse-Handballer in ihren Reihen. Den Spielmacher gilt es auszuschalten. Pekeler werde mit seiner Erfahrung die Abwehr verstärken, sagte Sigurdsson, der großen Respekt vor den Kroaten und Duvnjak hat. „Er bereitet jedem Gegner Probleme, natürlich ist er weltklasse. Wir haben aber all ihre Spieler im Blick.“