Hanning strebt aus Liebe zum Handball ins Präsidium

Granollers (dpa) - „Die Liebe zu unserer Sportart.“ Bob Hanning hat eine simple Begründung für sein Streben nach einem Führungsamt im deutschen Handball. Am Samstag gab der Manager des Bundesligisten Füchse Berlin offiziell seine Kandidatur als Vizepräsident für Leistungssport im DHB bekannt.

Der als Macher und exzellenter Netzwerker bekannte 44-Jährige will auf dem Bundestag am 21. und 22. September in Düsseldorf die Nachfolge des scheidenden Horst Bredemeier antreten. Mit einer „Agenda 2020“ will er den größten nationalen Handballverband der Welt auf Zukunft trimmen und international wieder salonfähig machen.

„Ich werde den Mitgliedern im September meine Person zur Verfügung stellen. Wenn sie gerne möchten, dass ich als Vizepräsident für den DHB arbeite und für sie arbeite, dann werde ich das gerne tun“, sagte Hanning im Vorfeld des ersten WM-Spiels der deutschen Mannschaft im spanischen Granollers. Sein Vorstoß sei unabhängig davon, wer neuer Präsident wird. Denn nach 15 Jahren stellt sich Ulrich Strombach nicht mehr zur Wiederwahl.

Doch während seine Demission beschlossene Sache ist, haben die Wunschkandidaten des Juristen aus Gummersbach bereits abgewinkt. „Meine Favoriten haben leider abgesagt. Das waren Heiner Brand und Andreas Thiel“, sagte Strombach, der am Sonntag seinen 69. Geburtstag begeht. Der DHB steckt in der Präsidenten-Falle. Genannt wird als möglicher Nachfolger Ascherslebens Oberbürgermeister Andreas Michelmann. Eine Bestätigung dafür, dass der Präsident des Handballverbandes Sachsen-Anhalt (HVSA) auf den Chefposten rücken will, steht noch aus.

Umso vernehmlicher ist nun die Kandidatur Hannings, der zwar bei einer Wahl aus dem Präsidium des Ligaverbandes HBL ausscheiden, aber Manager der Füchse Berlin bleiben würde. Sportlich gibt er ein unbescheidenes Ziel vor. Nicht weniger als der Olympiasieg 2020 soll her. Dafür habe man sich zum Beispiel in seinem Club entschieden, „drei Spieler mit zu entwickeln, in der Hoffnung, dass sie in sieben Jahren so weit sind, dass wir den Olympiasieg alle gemeinsam feiern können und ich vielleicht dann nach wie vor als Vizepräsident ein Gläschen Champagner trinke“.

Sportpolitisch will Hanning die mitunter konträren Kräfte aus den Ligen, den Landesverbänden und dem Dachverband versöhnlich zusammenführen. International soll der DHB wieder mehr Geltung bekommen. Grundlage dafür, diese Vorstellungen auch umzusetzen, ist ein Miteinander statt Gegeneinander. „Man muss selbstverständlich auch etwas Verständnis für andere entwickeln“, sagte Hanning. Und: „Kompromisse müssen beiden Seiten wehtun.“ Oder auch: „Es geht um den großen Wurf und darum, gemeinsam dahinter zu stehen.“ Der gebürtige Essener ist sich sicher: „Es gibt eine Menge Menschen, die eine Menge meiner Ideen teilen, die ich zum Wohl unserer Sportart habe.“

In die Diskussionen um die Besetzung des Chefstuhls im DHB will sich der umtriebige Manager nicht einmischen. „Daran möchte ich mich ehrlich gesagt nicht beteiligen, weil ich einfach glaube, dass die Landesverbände sich jetzt mal einig werden müssen, wen sie gern als Präsidenten haben möchten. Und das entscheidendste ist jetzt erstmal nicht die Person, sondern die Strukturreform“, sagte Hanning. „Es ist wichtig, die Strukturen zu verschlanken“, hatte Strombach schon bei seiner letzten Wiederwahl 2011 gesagt. Eine Führung mit Präsident und vier Vizepräsidenten ist wahrscheinlich. Offen ist, ob es künftig zum Beispiel einen Generaldirektor gibt.