IHF führt schon bei Frauen-WM neue Regeln ein
Leipzig (dpa) - Blaue Karte, Pause für Verletzte, passives Spiel: Der Handball-Weltverband IHF wird schon bei den Weltmeisterschaften der Frauen vom 5. bis 20. Dezember in Dänemark fünf neue Regeln einführen.
Darüber informierte die IHF die WM-Teilnehmer, wie der Deutsche Handballbund (DHB) mitteilte. Ursprünglich sollten die neue Regeln, die bei den Nachwuchs-Weltmeisterschaften im Sommer getestet und von der IHF-Regelkommission für gut befunden wurden, erst ab 1. Juli 2017 in Kraft treten.
Diese fünf Neuerungen betreffen die neue blaue Karte, die letzte Spielminute, einen siebten Feldspieler, passives Spiel und Verletzungsunterbrechungen. Zudem wird bei den Frauen wie schon bei der Männer-WM im Januar in Katar der Videobeweis eingesetzt.
Nach den neuen Regeln sollen grobe Fouls oder Regelwidrigkeiten in den letzten 30 Sekunden grundsätzlich mit einer Roten Karte und einem Strafwurf für die angreifende Mannschaft geahndet werden. Diese Neuerung gilt bereits seit dieser Saison in der Bundesliga, der Rest muss noch durch die IHF genehmigt werden. Soll nach einer Disqualifikation ein Zusatzbericht erstellt werden, der eine automatische Sperre nach sich zieht, zeigen die Schiedsrichter nach der roten auch eine blaue Karte.
Noch mehr Dynamik erhofft man sich durch die neue Zeitspielregel. Nach der Anzeige des „passiven Spiels“ darf das angreifende Team nur noch maximal sechs Pässe spielen, bevor der Angriff abgepfiffen wird. Bislang lag diese Entscheidung im Ermessen der Schiedsrichter.
Die neuen Regeln im Überblick:
Siebter Feldspieler statt Torwart:
Künftig muss ein siebter Feldspieler nicht mehr mit einem andersfarbigen Trikot oder Leibchen als Torwart gekennzeichnet sein. Dann darf er oder sie aber auch nicht mehr die „Aufgaben“ des Torwarts erfüllen und zum Beispiel den Sechs-Meter-Raum betreten - sonst gibt es einen Strafwurf. Es ist allerdings weiterhin erlaubt, einen siebten Feldspieler als „Ersatz-Torwart“ zu kennzeichnen, der dann auch in der Abwehr den Torraum betreten darf.
Verletzte Spieler:
„Als Konsequenz aus vergangenen Turnieren, wo scheinbar verletzte Spieler versuchten, den Spielfluss des Gegners dadurch zu unterbinden, dass sie eine medizinische Behandlung forderten“, so die IHF, hat die Regelkommission folgende Änderung beschlossen: Die Zahl der Behandlungen auf dem Feld soll reduziert werden, nur in berechtigten Fällen sollen die Schiedsrichter Offizielle der Mannschaften aufs Feld lassen.
Wird er auf dem Feld behandelt, muss der verletzte Spieler allerdings drei Angriffe seiner Mannschaft auf der Bank pausieren, ehe er/sie wieder aufs Feld darf. Seine Mannschaft muss den freien Platz mit einem anderen Spieler auffüllen. Diese drei Angriffe werden von den Spieloffiziellen überwacht. Betritt der Spieler das Feld früher, erhält er/sie eine Zwei-Minuten-Strafe wegen falschen Wechsels. Von dieser Regeln ausgenommen sind zwei Fälle. Erstens Behandlungen von Torhütern nach Kopftreffern und zweitens, wenn der Gegenspieler nach einem Foul eine progressive Bestrafung (gelbe Karte, zwei Minuten, rote Karte) erhält, darf der Spieler/die Spielerin auf dem Feld bleiben.
Passives Spiel/Zeitspiel:
Wenn die Schiedsrichter das Zeichen für Zeitspiel geben, darf die angreifende Mannschaft noch sechs Pässe spielen, bevor abgepfiffen wird und der Gegner den Ball erhält. Diese sechs Pässe werden auch dann nicht unterbrochen, wenn die gegnerische Mannschaft einen Wurf abgeblockt hat oder die Angreifer einen Freiwurf erhalten.
Besondere Regelungen für die letzten 30 Sekunden:
Bereits in der Männer- und Frauen-Bundesliga wird seit dieser Saison die Neuregelung umgesetzt, die Fouls in den letzten 30 Sekunden betrifft - und nicht, wie 2010 von der IHF beschlossen, in der letzten Spielminute. Begeht ein Abwehrspieler in diesem Zeitraum eine grobe Regelwidrigkeit oder blockiert zum Beispiel einen Anwurf oder Freiwurf, erhält er/sie eine rote Karte (ohne Zusatzbericht) und - das ist neu - die angreifende Mannschaft automatisch einen Siebenmeter. Allerdings wird nicht jedes Fouls in den letzten 30 Sekunden nach dieser Regel geahndet.
Blaue Karte:
Um allen Beteiligten nach einer roten Karte sofort klar zu machen, ob ein Zusatzbericht folgt, der dann im Falle der IHF eine Entscheidung der Disziplinarkommission nach sich zieht (automatische Sperre), werden die Schiedsrichter in solchen Fällen nach der roten auch eine blaue Karte zeigen.
Videobeweis
Daneben wird in Dänemark - wie schon bei der Männer-Weltmeisterschaft im Januar in Katar - der Videobeweis eingesetzt. Die IHF hat den Rahmen für diese technische Unterstützung der Schiedsrichter zudem erweitert. Künftig kann er bei folgenden Situationen genutzt werden:
- Tor oder kein Tor
- Tor nach Ende der Spielzeit oder nicht
- Unfaire Aktionen im Rücken der Schiedsrichter
- Rote Karte gegen einen falschen Spieler
- „Rudelbildung“
- Bei Fragen, ob Spieler eine rote oder blaue Karte erhalten sollen
- Falscher Wechsel