Kiel auf Titelkurs - HSV verliert Prestige-Duell
Flensburg (dpa) - Den wichtigsten Erfolg im Fernduell mit Titelverteidiger HSV Hamburg hatte der deutsche Rekordmeister THW Kiel bereits vor dem Spiel gefeiert - der Kantersieg gegen Altmeister TV Großwallstadt war dann nur noch Zugabe.
Mit Leichtigkeit gewann der verlustpunktfreie Spitzenreiter mit 28:15 (16:9) gegen Großwallstadt, während Meister Hamburg einige Stunden zuvor mit dem 30:36 (15:18) bei der SG Flensburg-Handewitt die fünfte Saisonniederlage hinnehmen musste. In der Tabelle rutschte das Team von Interims-Coach Jens Häusler auf Rang vier ab (35:11 Punkte), Flensburg ist Dritter (37:11) hinter den Füchsen Berlin.
Mit dem 24. Erfolg im 24. Ligaspiel baute die Mannschaft von THW-Trainer Alfred Gislason vor 10 288 Zuschauern in der ausverkauften Arena ihre beeindruckende Serie saisonübergreifend auf 27 Siege aus. Diese Bestmarke setzten die „Zebras“ bereits in der Spielzeit 2008/09. Am Ende holte der THW damals verdient den Titel. Auch die nur 15 Gegentore waren fast rekordverdächtig. Denn weniger Gegentreffer kassierten die Kieler zuletzt am 24. November 1999 beim 27:14-Erfolg über den VfL Gummersbach.
„Ab und zu hört man, dass Hamburg oder Flensburg einen Punkt verlieren, aber das ist mir egal“, sagte THW-Akteur Aron Palmarsson, der von der HSV-Niederlage erst in der Halle erfahren hatte. Gislason wollte auch nur die Leistung seines Teams bewerten. „Unser Abwehrspiel im Verbund mit dem Torwart war überragend“, meinte er, nachdem er im Spiel eine Schrecksekunde überstehen musste. Filip Jicha, der bei der offensiven 3:2:1-Variante auf vorgezogener Position agiert, kugelte sich einen Finger aus. Doch der Tscheche meisterte auch diese Situation und ließ sich noch auf der Bank den Finger wieder richten.
Bei den Hamburgern versuchte sich Präsident Martin Schwalb mit Durchhalteparolen. „Die Saison ist noch lange nicht rum“, betonte er nach der Niederlage in Flensburg. „Mann des Tages“ war Flensburgs Schlussmann Mattias Andersson. Der ehemalige Kieler leistete dem THW mit zahlreichen Paraden Schützenhilfe. „Wir hatten das Spiel im Griff und sind natürlich sehr zufrieden. Für solche Spiele trainiert man halt“, meinte der Torhüter und schickte beste Grüße nach Kiel: „Der THW Kiel ist eine Ausnahme, sie spielen eine überragende Saison.“
Im Rennen um die Qualifikation zur Champions League hat der HSV damit einen großen Schritt verpasst. Nur die ersten Drei qualifizieren sich für die „Königsklasse“. Hinter den Hamburgern wittern auch die Rhein-Neckar Löwen, die mit 30:27 (14:11) gegen den Tabellennachbarn SC Magdeburg gewannen, noch ihre Chance. „Jetzt müssen wir schnell die Fehler abstellen und uns gegen Berlin steigern“, forderte HSV-Trainer Häusler, während Guillaume Gille meinte: „Das tut schon echt weh.“
In den weiteren Partien trotzte der TSV Hannover-Burgdorf dem TBV Lemgo beim 28:28 (15:17) einen Punkt ab. Der VfL Gummersbach verschaffte sich mit dem 31:30 (14:14)-Erfolg gegen den Pokal-Halbfinalisten TuS N-Lübbecke Luft im Kampf gegen den Abstieg.