Kiel nicht zu stoppen: Schaulaufen zum 20. Meistertitel

Kiel (dpa) - Die Konkurrenz verzweifelt: Zumeist 18 Mannschaften spielen Jahr für Jahr um den Meistertitel in der Handball-Bundesliga - und am Ende gewinnt immer der THW Kiel.

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Die Norddeutschen holen am Freitag mit 99-prozentiger Sicherheit zum 20. Mal die Meisterschale und sind nach wie vor der Dominator der 1966 ins Leben gerufenen Bundesliga.

Die Planungen für die Feier laufen auf Hochtouren. Erst das Spiel gegen den TBV Lemgo - Ergebnis fast egal -, dann Ehrungen in der Halle, dann Auftritt auf dem Rathausbalkon und schließlich Party mit erwarteten 15 000 Menschen. Die Nacht in der Landeshauptstadt wird lang und laut.

„Statistisch ist es noch möglich, dass wir es nicht schaffen“, meinte Meistertrainer Alfred Gislason zwar nach dem 28:26-Erfolg in der vorletzten Partie am Mittwochabend bei der TSV Hannover-Burgdorf. Doch jeder weiß: Das ist die politisch korrekte Ansage für die Öffentlichkeit. Intern gilt: Das Ding ist durch!

Denn Spitzenreiter THW liegt vor dem Saisonfinale mit zwei Punkten vor den Rhein-Neckar Löwen und verfügt über eine um 25 Treffer bessere Tordifferenz. Da die Löwen beim ehrgeizigen Tabellenvierten SC Magdeburg antreten, sind kaum ein Kantersieg der Mannheimer sowie gleichzeitig eine deftige Heimpleite des THW gegen den Tabellen-14. Lemgo zu erwarten. Es sei denn, Magdeburg und Kiel treten mit ihren Jugend-Teams an. Da dies aber wohl nicht passieren wird, gerät das Lemgo-Spiel für den THW eher zum Schaulaufen für die Meisterfeier.

Für die Kieler ist der 20. Titel Triumph und Trostpflaster zugleich. Zwei Trophäen haben sie in diesem Spieljahr verpasst: den DHB-Pokal und vor wenigen Tagen den Pott in der Champions League. Die Enttäuschung über das Scheitern in Europas Königsklasse sitzt tief. Gislason brachte seine Jungs schnell auf andere Gedanken, um nicht auch noch die letzte Titelchance zu verspielen. „Die deutsche Meisterschaft ist das größte Ziel der Saison“, erklärte der Coach.

Die Konkurrenz und die führenden Gremien des deutschen Handballs verneigen sich vor dem Dauermeister. „Das ist das Ergebnis konsequenter Arbeit. Davon können sich andere eine Scheibe abschneiden“, sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL. Bohmann reist mit Uwe Schwenker, dem früheren THW-Manager und jetzigen HBL-Präsidenten, an die Förde. Die Schale überreicht Ex-THW-Macher Schwenker. Auf ein anderes Szenario stellt sich die HBL nicht ein. „Im vergangenen Jahr sind wir mit der Schale zu den Rhein-Neckar Löwen gereist. Das war die falsche Entscheidung“, betonte Bohmann. Kiel wurde punktgleich aufgrund der um zwei Treffer besseren Tordifferenz Meister. So knapp geht es diesmal nicht zu.

Saisonende heißt auch immer, Abschied zu nehmen. Die Torhüter Johan Sjöstrand und Andreas Palicka wie auch der reaktivierte Steinar Ege, die Rückraumschützen Aron Palmarsson und Rasmus Lauge sowie Linksaußen Henrik Lundström gehen. Der Verlust des Dirigenten Palmarsson wiegt am schwersten. Dafür ist die Vorfreude auf Niklas Landin von den Löwen, der gerade zum besten Torhüter der Bundesliga gekürt wurde, gewaltig.