Kiel triumphiert im Finale furioso
Kiel (dpa) - Der THW Kiel wurde im spannendsten Bundesliga-Finale zum 19. Mal deutscher Handball-Meister. Den punktgleichen Rhein-Necker Löwen fehlten am Ende zwei Tore.
Kurz vor 1.00 Uhr am Sonntagmorgen brandete noch einmal tosender Jubel auf: Praktikanten des Ligaverbandes HBL brachten die echte Meisterschale zur Meisterfeier des THW Kiel ins italienische Restaurant „Toni's“.
Damit war das Glück des deutschen Rekordmeisters komplett. Im ebenso packenden wie verrückten Finale der Handball-Bundesliga hatte das Team von Erfolgstrainer Alfred Gislason doch noch den 19. Titel gewonnen besseren Tordifferenz. „Es ist unglaublich, dass wir das geschafft haben. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet“, bekannte der Isländer.
Durch einen 37:23-Kantersieg gegen DHB-Pokalsieger Füchse Berlin überflügelte der Abonnement-Meister noch die punktgleichen Rhein-Neckar Löwen, die mit sieben Toren Vorsprung in den Showdown um den Titel gegangen waren. Die Mannheimer gewannen beim VfL Gummersbach aber nur mit 40:35. Noch nie war die Titelentscheidung knapper. „Das ist so absurd“, befand Gislason ungläubig. Großen Anteil an den 1114 Saisontoren hatte Kiels Rückraum-Ass Marko Vujin. Der Linkshänder avancierte mit 248 Treffern zum Torschützenkönig der Saison 2013/14. Im entscheidenden Spiel gegen die Füchse Berlin traf der Serbe sechsmal.
„Die ganze Meisterschaft war spannend wie noch nie, sie hat einen besonderen Wert“, sagte Kapitän Filip Jicha, der vor mehr als 10 000 enthusiastischen Fans in der Halle noch ein Duplikat der Meisterschale entgegengenommen hatte. Anschließend brach der für Kiel ganz normale Wahnsinn aus. Die Fans verwandelten die Sparkassen-Arena in ein Tollhaus. Danach ging die Sause auf dem Rathausplatz der Stadt so richtig ab. Bereits kurz nach Spielschluss hatten sich dort 6000 Anhänger versammelt. Als die Spieler nach einem Autokorso gegen 19.30 Uhr in Cabrios vor dem Rathaus vorfuhren, waren es noch mehr. Was eigentlich als kleine Feier für den THW Kiel wegen des erwarteten zweiten Platzes geplant war, geriet zur riesigen Jubelparty.
„Ich hätte nicht gedacht, dass das noch möglich ist“, sagte Rückraumspieler Christian Zeitz. „Normalerweise bin ich immer der Eisblock. Aber heute ist doch die Möglichkeit da, ein bisschen aus sich herauszukommen.“ Geschäftsführer Klaus Elwardt platzte beinahe vor Stolz. Was die Mannschaft vor allem in der zweiten Halbzeit geleistet habe, „geht in die Annalen ein“. Am kommenden Wochenende kann Kiel in Köln zudem Champions-League-Sieger werden.
In der Stunde des Triumphes dachte Gislason aber auch an die niedergeschlagenen Mannheimer. „Ich weiß, dass es den Rhein-Neckar Löwen wehtut. Die haben eine großartige Saison gespielt. Die hätten es auch verdient gehabt, Meister zu werden“, sagte der Isländer. Sein Landsmann und Trainer der Mannheimer, Gundmundur Gudmundsson, machte sich unterdessen für eine Modus-Änderung stark. Er wünscht sich, dass bei Punktgleichheit der direkte Vergleich beider Teams zählt.
Der Ligaverband steht der Idee ablehnend gegenüber. „Der Modus ist gut und gerecht. Ich sehe keine Veranlassung, daran etwas zu ändern“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Angesichts wieder gestiegener Zuschauerzahlen sowohl in den Hallen als auch vor den Fernsehern hat die Bundesliga nach seiner Meinung von der Spannung auch durch den Modus profitiert. Mehr als 1,41 Millionen Fans sahen die 306 Spiele in den Arenen. „Das ist deutlich mehr als in den Jahren zuvor“, sagte Bohmann.
In der kommenden Saison werden Kiel, die Löwen und der Meisterschaftsdritte SG Flensburg-Handewitt in der Champions League spielen. DHB-Pokalsieger Füchse Berlin tritt wieder im EHF-Pokal an. Welcher zweite Club in der „Königsklasse light“ dabei sein wird, hängt vom Lizenzverfahren des HSV Hamburg ab. Sollte die Lizenzverweigerung aus erster Instanz für den Tabellenvierten bestehenbleiben, würde MT Melsungen als Sechster nachrücken. Eine Entscheidung soll nicht vor dem 3. Juni fallen.
Absteiger sind der TV Emdetten, der ThSV Eisenach und HBW Balingen-Weilstetten. Bei einem Lizenzentzug der Hamburger bliebe Balingen in der Liga. Als Neulinge müssen sich in der kommenden Saison die TSG Friesenheim, der HC Erlangen und die SG BBM Bietigheim in der „stärksten Liga der Welt“ beweisen.