Kiel verliert in Champions League Spiel um Platz drei

Köln (dpa) - Am Ende blieb nicht einmal mehr ein Trostpreis. Deklassiert im Halbfinale und gedemütigt im Spiel um Platz drei verließ der THW Kiel die Endrunde der Handball-Champions-League als Letzter.

Nach einer teils desaströsen Leistung und zwischenzeitlich neun Toren Rückstand kassierte der deutsche Meister im „kleinen Finale“ eine 30:31 (12:19)-Schlappe gegen Final4-Neuling KS Vive Targi Kielce aus Polen. „Man muss das so akzeptieren. Wir haben dieses Wochenende nicht unsere Form erreicht. Jetzt stehen wir als der Vierte da. Ich bin froh, dass das vorbei ist“, sagte der traurige Filip Jicha. Der Rückraumspieler hatte wie Kollege Momir Ilic sechs Tore geworfen

Im Halbfinale hatte der THW Kiel mit 33:39 (16:19) gegen den HSV Hamburg verloren. Die Pleite wirkte noch nach. „Ich habe lange nicht so eine traurige Mannschaft gesehen. Beim Abendessen gestern, beim Brunchen, bei der Videovorbereitung - da hat keiner gesprochen, keiner gelacht. Wir hätten das aus dem Kopf bekommen sollen, aber das war heute deutlich zu spüren“, berichtete Jicha.

Marcus Ahlm bündelte seinen ganzen Unmut über das verspielte zweite Triple hintereinander in zwei knappen Sätzen. „Wir sind enttäuscht, dass wir nicht das Finale erreicht haben. Aber dafür müssten wir besser spielen“, sagte der Kapitän. Für ihn ist das Halbfinal-Aus besonders bitter gewesen. Der 34 Jahre alte Schwede beendet seine Karriere.

Im Gegensatz zu Momir Ilic (MKB Veszprem), Daniel Narcisse (Paris St. Germain) und Thierry Omeyer (Montpellier HB), die nach dieser Spielzeit ebenfalls den THW Kiel verlassen, bekommt Kiels Mannschaftskapitän keine weitere Chance, noch einmal die Champions League zu gewinnen.

Das Quartett wird am letzten Spieltag verabschiedet. „Das wird sicher ein trauriger, gerührter Abend, wenn wir die alle verabschieden“, sagte Geschäftsführer Klaus Ellwardt. Für ihn ist die ablaufende Spielzeit auch ohne Champions-League-Sieg dank Meister-Titel und Pokalgewinn ein Erfolg. „Das ist eine Super-Saison, die wir gespielt haben.“ Am Mittwoch beim Bundesliga-Heimspiel gegen die HSG Wetzlar wird die Meisterschale überreicht.

Personell ist der Umbruch beim 18-maligen deutschen Meister bereits eingeläutet. Den vier Abgängen stehen als Neuzugänge der dänische Nationalspieler Rasmus Lauge Schmidt (Bjerringbro-Silkeborg), Tunesiens Rückraum-Ass Wael Jallouz (AS Hammamet) und der schwedische Torhüter Johan Sjöstrand (Aalborg Handbold) gegenüber.

Die THW-Fans in Köln trugen auch am Sonntag noch tapfer ihre T-Shirts mit der Aufschrift „Viva Kielonia“. Doch so eine ausgelassene Party-Stimmung wie beim Lied „Viva Colonia“ der Band „Die Höhner“ wollte angesichts des desaströsen Auftritts und eines 5:14-Rückstandes (18.) wahrlich nicht aufkommen. „Das war schon viel“, gestand Jicha, „dann haben wir uns gesagt, so können wir nicht weiterspielen. Wir werden kämpfen bis zum Umfallen.“

Bei den Club-Verantwortlichen dürfte auch der Blick auf das entgangene Geld kein Anlass zur Freude sein. Statt wie im Vorjahr knapp eine halbe Million (495 000 Euro) spielte die Mannschaft nur 285 000 Euro ein. Fraglich ist auch, ob Kiel nach dem verpassten Champions-League-Sieg wieder zum lukrativen Turnier Super Globe vom 26. bis 31. August in Katar eingeladen wird.