Konflikt im DHB: Landesverbände wollen Führung stürzen
Leipzig (dpa) - Der Deutsche Handball-Bund wird vor der Neuwahl eines Präsidenten von einem neuerlichen Machtkampf erschüttert. Vier einflussreiche Landesverbände wollen den streitbaren DHB-Vizepräsidenten Bob Hanning und mit ihm gleich den Rest der Führung stürzen.
In Abstimmung mit den Regionalverbänden Bayern, Hessen und Niedersachsen stellte der Handballverband Württemberg (HVW) den Antrag, alle beim Bundestag 2013 gewählten Vizepräsidenten abzuwählen.
Zugleich stellten sich die Landesverbände damit auch gegen den designierten neuen DHB-Chef Andreas Michelmann, den eine Findungskommission erst vor gut zwei Wochen als Nachfolger des zurückgetretenen Präsidenten Bernhard Bauer empfohlen hatte. Der Oberbürgermeister von Aschersleben sollte eigentlich bei einem außerordentlichen Bundestag am 26. September die Spitze des Verbands übernehmen.
Der Beschluss der Findungskommission fiel einstimmig, also auch mit den Stimmen der Landesverbände, von denen drei Präsidenten zur Kommission gehörten. Von diesen wollte sich am Sonntag Peter Rauch, Chef des Handballverbandes Mecklenburg-Vorpommern, nicht zur Sache äußern. „Ich sage nur soviel: Der Vorschlag auf Herrn Michelmann war einstimmig“, bestätigte Rauch.
Die Opposition betonte nun aber, sie habe die Entscheidung der Findungsgruppe zur Kenntnis genommen, verwies jedoch auf einen im April getroffenen Beschluss für die Mindestanforderungen an den Kandidaten für das Präsidentenamt. Man habe sich damals darauf verständigt, dass dieser „nicht aus den Reihen der derzeitigen Vizepräsidenten kommen solle“. Michelmann ist aktuell aber Vizepräsident für Amateur- und Breitensport.
Bis spätestens Anfang August soll in einer Sondersitzung der Präsidenten aller Landesverbände das weitere Vorgehen beraten werden. „Wir müssen verhindern, dass aus dem Deutschen Handball-Bund ein Deutscher Hanning-Bund wird“, zitierte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Samstag) einen ungenannten Regionalverbandschef.
Einigkeit innerhalb der Landesverbände aber scheint nicht zu bestehen. „Wenn eine Sitzung der Präsidenten der Landesverbände einberufen wird, werde ich natürlich teilnehmen“, sagte Rauch. Die Frage, ob er sich der Meinung der Antragsteller anschließe, beantwortete er mit: „Kein Kommentar.“
Ziel des Vorstoßes, den auch der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand unterstützt, soll die mögliche Rückkehr von Bauer, einst Präsident des württembergischen Landesverbandes, ins Amt sein. „Ich wundere mich darüber nicht. Ich belasse die Themen aber da, wo sie hingehören - nämlich im Präsidium“, entgegnete Hanning auf Anfrage. Der Rücktritt des ob seiner Führung geachteten Bauer war nach Differenzen um Hannings Arbeitsstil erfolgt.