Linkshänderinnen gesucht: Frauen mit Handicap zur EM
Novi Sad (dpa) - Die Mission Wiedergutmachung steht unter einem schlechten Stern. Ausgerechnet zur EM in Serbien sind Bundestrainer Heine Jensen die Linkshänderinnen ausgegangen.
Ohne die jüngsten Ausfälle Isabell Klein und Susann Müller sowie die schon länger vermisste Steffi Melbeck reisen die deutschen Handball-Frauen an diesem Montag zum Jahreshöhepunkt nach Novi Sad. Die nach dem Vorrunden-K.o. bei der EM 2010 und Platz 17 bei der WM 2011 in Brasilien ohnehin schon bescheidenen Ziele sind wegen des personellen Aderlasses weiter gesunken.
„Die Zielstellung ist schwierig zu definieren, weil wir uns auch selbst im Moment nicht so gut einschätzen können wegen der Ausfälle“, sagte Jensen der Nachrichtenagentur dpa. So vermied der Däne eine konkrete Vorgabe. „Wir haben uns vorgenommen, dass wir das auf das Parkett bringen, was wir im Training gemacht haben. Und dann müssen wir gucken, wie weit das reicht. Denn wir sind auch für uns selber eine Unbekannte.“
Gleich zum Auftakt am Dienstag trifft die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) auf Spanien und damit auf den Favoriten der Vorrundengruppe C. „Spanien sehe ich als einen Mitfavoriten, um ganz vorne mitzuspielen“, urteilte Jensen über den WM- und Olympia-Dritten. Am Mittwoch folgt dann das ewig junge Duell mit Ungarn. Zum Abschluss am 7. Dezember steht dem Team um die neue Spielführerin Clara Woltering gegen Kroatien das vermeintliche Gruppenfinale um den dritten Platz und den damit verbundenen Einzug in die Hauptrunde bevor.
Der 35 Jahre alte Jensen musste in den letzten Tagen der EM-Vorbereitung gleich mehrere Rückschläge verdauen. Erst erlitt die gerade nach einem überstandenen Kreuzbandriss zurückgekehrte Isabell Klein einen Mittelhandbruch. Dann zog sich die in den Testspielen starke Susann Müller in einer Trainingspartie gegen die Männer von Eintracht Hagen einen Meniskuseinriss im rechten Knie zu.
Dabei hatte gerade die Rückraumspielerin aus Ljubljana bei ihrem Comeback nach zweijähriger Pause überzeugt und Hoffnung auf eine erfolgreiche EM geschürt. Beim 25:28 und dem 30:9 gegen Rumänien warf sie insgesamt acht Tore. „Nachdem wir vorher schon Steffi Melbeck wegen ihres Muskelfaserrisses von der Liste streichen mussten, ist es jetzt natürlich eng auf der halbrechten Position“, sagte Jensen.
Dort lastet nun alles auf der erst 19 Jahre alte Anne Hubinger aus Leipzig. „Jetzt wird sie ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen. Wir wissen, dass Anne uns helfen kann. Wir werden alles dafür tun, dass sie ihre Aufgabe so gut wie möglich lösen kann, wenn sie auf dem Parkett steht. Sonst werden wir mit Rechtshändern dort spielen, und das macht die Aufgabe natürlich ein bisschen anders“, befand der Bundestrainer.
Als Turnierfavorit sieht Jensen nicht Titelverteidiger, Weltmeister und Olympiasieger Norwegen. Frankreich ist sein erster Anwärter auf den Titel. „Je länger das Turnier geht, desto mehr ist das ein Vorteil für Norwegen, denn die sind halt topfit. Aber wenn ich einen Favoriten sagen soll, sage ich Frankreich.“