Nach drei Operationen: Glandorf beim Final Four
Leipzig (dpa) - Nun ist Holger Glandorf doch dabei und auch noch mittendrin: Nach drei Fußoperationen und ersten Gehversuchen wird der Handball-Profi beim Final Four in Hamburg schon wieder auf der Bank seiner SG Flensburg-Handewitt Platz nehmen.
Ans Mitspielen im Halbfinale um den DHB-Pokal am Samstag gegen den TuS N-Lübbecke ist zwar nicht zu denken. Doch als Team-Offizieller „A“ wird der Rückraumspieler seinem Trainer Ljubomir Vranjes assistieren, nachdem die Berufsgenossenschaft Grünes Licht für den Einsatz am Spielfeldrand gegeben hat. Zuvor kann sich Glandorf noch das andere Halbfinale zwischen Pokalverteidiger und Meister THW Kiel und dem HSV Hamburg in der O2 World ansehen.
Noch vor Kurzem war für den 29-jährigen Linkshänder nicht einmal daran zu denken. Mehr als zwei Wochen lang lag der Vater zweier Söhne im Krankenhaus. Wegen einer Ferseninfektion nach einer Cortisonspritze musste sich Glandorf binnen weniger Tage drei Operationen unterziehen, bei denen Eiter und abgestorbenes Gewebe entfernt wurden. Hinzu kam starkes Fieber. Erst am Dienstag war er aus der Klinik entlassen worden.
„Nach drei Operationen und über zwei Wochen im Krankenhaus bin ich endlich wieder zu Hause“, schrieb Glandorf in einem Offenen Brief an seine Fans. Darin deutete er noch einmal seine Leiden an und bedankte sich bei seinem Anhängern. „Aus meinem Krankenbett fieberte ich - wortwörtlich - bei allen Spielen meiner Mannschaft mit und freute mich riesig über die Erfolge. Als ich dann hörte, dass die Stehtribüne nach dem Sieg meinen Namen sang, wurde ich auch etwas sentimental. Es ist wirklich etwas ganz Besonderes, das Trikot dieses Vereins zu tragen“, ließ er die Fans wissen.
Unklar bleibt, wann Glandorf wieder für Verein und Nationalmannschaft spielen kann. „Jetzt muss ich erst gesund werden, um bald wieder auf dem Spielfeld mitmischen zu können. Wann genau das soweit sein wird, kann ich noch nicht sagen“, schrieb der Torjäger.
Unterdessen wird hinter den Kulissen gestritten und gefeilscht. Wer hat Schuld an Glandorfs Ausfall? Wer kommt finanziell dafür auf? Weil die Injektion im Rahmen der Länderspiele gegen Dänemark über Ostern gesetzt wurde, sieht die SG Flensburg-Handewitt den Deutschen Handballbund (DHB) in der Verantwortung.
Der Club hatte schwere Vorwürfe gegen den Verband wegen der medizinischen Behandlung erhoben und Olaf Matlach, einen Fachanwalt für Medizinrecht, eingeschaltet. „Uns geht es in erster Linie um die Gesundheit von Holger Glandorf und um eine objektive Bewertung der Sachlage“, sagte Flensburgs Geschäftsführer Dierk Schmäschke, „unser Anwalt hat den DHB und den behandelnden Arzt um Stellungnahme gebeten, und wir warten diese ab.“
Der DHB seinerseits hat alle Anschuldigungen zurückgewiesen und sich mit der Androhung von rechtlichen Schritten vor die Mediziner seiner Nationalmannschaft gestellt. „Wir verwahren uns gegen die expressis verbis aufgestellte Behauptung, es sei bei der Behandlung 'grob behandlungsfehlerhaft und ohne vorherige Aufklärung' gehandelt worden“, schrieb DHB-Präsident Ulrich Strombach.
Die Mitglieder des Ärzteteams würden sich in ihrer persönlichen und medizinischen Ehre gekränkt fühlen. Der DHB würde nur die qualitativ besten Sportärzte aus dem Bereich Handball einsetzen. Diese seien fast ausschließlich bei den besten Bundesliga-Teams beschäftigt. Auswahlarzt bei den Länderspielen gegen Dänemark war Dr. Detlev Brandecker vom THW Kiel.