Nach Karriere: Roggisch als „Bierhoff des Handballs“
Hammamet/Tunis (dpa) - Erlebt hat er eine Menge im Trikot des Deutschen Handballbunds (DHB). „Über meine Länderspiele könnte ich ein ganzes Buch schreiben“, sagt Oliver Roggisch lächelnd.
Am Strand von Hammamet, dem deutschen Quartier für die beiden Testspiele in Tunesien, kam noch ein Kamelritt als Randnotiz hinzu, bevor er bei der 24:25-Niederlage in Tunis gegen Afrikameister Tunesien sein 200. Länderspiel absolvierte. Diese Marke schafften vor ihm nur 17 deutsche Handballer. „Ich denke, darauf kann ich schon ein bisschen stolz sein“, sagt der Abwehrspezialist von den Rhein-Neckar Löwen.
Dass Roggisch in seinem Jubiläumsspiel nur auf der Bank saß, irritierte den 35-Jährigen wenig. „Die Atmosphäre ist hier hitziger als woanders. Ich kenne das, aber die Jungs sollten das lernen“, sagte Roggisch. Der Respekt vor dem Routinier, der als Junge beim TSV Vaterstetten bei München mit dem Handballspielen begann, ist ohnehin riesig. „Oliver ist enorm wichtig für die Mannschaft, eine unverzichtbare Führungsfigur“, sagt DHB-Präsident Bernhard Bauer. „Wir brauchen ihn“, sagt auch Bundestrainer Martin Heuberger.
Als Roggisch am 15. März 2002 in Dessau gegen die Schweiz in der Nationalmannschaft debütierte, im Alter von 23 Jahren, war er umzingelt von großen Namen. „Ich war unglaublich nervös, da waren Klaus-Dieter Petersen und Volker Zerbe, Stefan Kretzschmar, Christian Schwarzer und Markus Baur, die kannte man nur aus dem Fernsehen“, erinnert sich Roggisch. Sie alle haben längst ihre Karriere beendet. „Damals war ich jung, heute bin ich der Alte“, meint Roggisch, der sich selbst gern „The Rogg“ nennt.
Kritikern, die ihn als halben Handballer bezeichneten, weil er in der Offensive nicht eingesetzt wurde, hielt er entgegen: „Ich bin damit Weltmeister geworden und durfte bei Olympia dabei sein. Mein Traum ist in Erfüllung gegangen - auch ohne Tore.“ Im Club-Handball feierte Roggisch drei Siege im EHF-Pokal, 2005 mit TuSEM Essen, 2007 mit dem SC Magdeburg und 2013 mit den Rhein-Neckar Löwen. Seine Karriere in der Bundesliga hatte Roggisch als Kreisläufer beim TuS Schutterwald begonnen. Sein Vorbild damals: Martin Heuberger. Wie damals Heuberger trägt Roggisch stets die Rückennummer 4..
Roggisch ist ein passionierter Taucher, auch auf dem Flug nach Tunis schmökerte er in Fachzeitschriften. Viel Zeit wird er für sein Hobby in der nächsten Zeit eher nicht haben. Zunächst werde er „volle Konzentration“ auf das Ziel legen, im Juni die Playoff-Spiele für die WM 2015 im Katar zu gewinnen. Und auch im Club möchte er erfolgreich sein. Sein Vertrag bei den Löwen läuft im Sommer 2015 aus. Vieles spricht indes dafür, dass Roggisch nach seiner aktiven Karriere als Teammanager der deutschen Nationalmannschaft wirken wird, als „Oliver Bierhoff des Handballs“. Man sei in Gesprächen, sagte Roggisch.
Deutsche Handballer mit den meisten Länderspielen: