Nach WM-Auslosung: DHB mit Rückenwind in die Wüste
Doha (dpa) - Im Glanz und Prunk von Doha regierte die deutsche Bescheidenheit. „Wir sind alleine deswegen schon Gewinner, weil wir hier dabei sein dürfen“, sagte Bernhard Bauer nach der Auslosung für die Männer-Handball-Weltmeisterschaft 2015 in Katar am Sonntagabend.
Als einziger der 24 anwesenden WM-Teilnehmer war der Deutsche Handballbund (DHB) nur mit einem Repräsentanten, dem Präsidenten, in Doha vor Ort. Der Empfang für den Wildcard-Nachrücker war überaus herzlich. Als Deutschland als zweites Los gezogen wurde, gab es sogar Applaus unter den rund 200 geladenen Gästen im Hotel Ritz Carlton.
„Es war schon ein anderes Gefühl, wenn man als Wildcard-Teilnehmer zu einer Auslosung kommt, aber fast alle hier haben sich gefreut, dass Deutschland doch bei der WM dabei sein darf“, meinte Bauer. Und auch die Losfeen in Person von sechs katarischen Jungen meinten es gut mit der DHB-Auswahl: Von den Namen her sind Dänemark (WM- und EM-Zweiter), der EM-Sechste Polen sowie Rekord-Olympiasieger Russland wohlklingend und stark einzuschätzen, aber die weiteren Gegner in Gruppe D - Amerikameister Argentinien und Bahrain - sind machbare Aufgaben. Die ersten vier Mannschaften jeder Gruppe ziehen bei der WM vom 15. Januar bis 1. Februar 2015 ins Achtelfinale ein. „Das ist eine starke und attraktive Gruppe, die alles bietet, und in der unsere Jungs beweisen können, dass sie zu den Besten der Welt gehören“, sagte Bauer.
Die deutsche Mannschaft hatte die WM im Wüstenstaat nach zwei Qualifikations-Niederlagen gegen Polen eigentlich verpasst, bekam dann aber durch die Hintertür das Ticket als Nachrücker, weil dem ozeanischen Kontinentalverband sein Startplatz entzogen wurde. Der Rat des Weltverbands IHF hatte am 8. Juli entschieden, dass die DHB-Auswahl als bestplatzierte Mannschaft der WM 2013, die sich nicht für Katar qualifiziert hatte, diese Wildcard erhält. Dagegen klagt derzeit der isländische Verband, der diese Wildcard als EM-Fünfter für sich beansprucht - auch Island hatte die WM-Qualifikation verpasst. Bauer sieht dieser Klage sehr gelassen entgegen: „Es war eine einstimmige Entscheidung des höchsten IHF-Gremiums in einem demokratischen Prozess.“
Vor allem die Partie gegen Polen birgt Brisanz. „Das ist ein Wink des Sports“, meinte der polnische Verbands-Vize Jerzy Eliasz. Und Bauer ergänzte: „Wir hatten vor der Auslosung schon gescherzt, dass wir wieder gegeneinander spielen.“ Im Juni hatten die Polen durch die beiden Siege in den Playoffs für das Ende der Ära Martin Heuberger als Bundestrainer gesorgt, ein Nachfolger wird noch gesucht. Der Rückenwind, mit der Chance auf den Einzug ins WM-Achtelfinale, könnte vielleicht neue Bewerber anlocken. Mit welchem Trainer die deutsche Mannschaft in die WM-Vorbereitung geht, ließ Bauer in Doha weiter offen. „Wir sind im Zeitplan, der erste Lehrgang steht im September an. Ich denke, schon in den kommenden Tagen oder Wochen wird Vizepräsident Bob Hanning gute Vorschläge präsentieren. Qualität geht in diesem Fall vor Schnelligkeit.“