Pokal: Herausforderer-Trio will THW-Vormacht beenden
Hamburg (dpa) - Die Herausforderer des erfolgsverwöhnten THW Kiel scharren mit den Hufen. Die erstarkten Nordrivalen aus Hamburg und Flensburg sowie Melsungen schicken sich beim Final Four um den deutschen Handball-Pokal in Hamburg an, die Vormachtstellung des letztjährigen Gewinners zu brechen.
Allen voran Trainer Michael Roth vom Bundesliga-Tabellenelften MT Melsungen kam aus der Deckung und meldete kess Ansprüche auf die erste bedeutende Trophäe der Vereinsgeschichte an.
„Es mag vermessen klingen, aber wir treten hier an, um Pokalsieger zu werden“, verkündete Ex-Nationalspieler Roth bei der Pressekonferenz zum Turnier in der Hansestadt. Dort kassiert jedes der vier Teams pauschal 80 000 Euro Antrittsgage.
Allerdings müsste der Außenseiter im zweiten Halbfinale am Samstag (17.45 Uhr) gegen Meister, Pokal- und Champions-League-Sieger THW ein ähnlicher Coup gelingen wie am 9. Dezember. Damals brachte Melsungen dem hohen Favoriten mit 29:25 in Kiel die erste Niederlage nach 585 Tagen in der Bundesliga bei. „Dass so ein Wunder nicht so oft vorkommt, ist klar. Aber wir wissen jetzt, dass es machbar ist“, erklärte Roth. Das sei „ganz wichtig für den Kopf“, ergänzte der erfahrene Coach, der seine Akteure mit dem Sieges-Video auf den erhofften neuerlichen Coup eingestimmt und heiß auf mehr gemacht hat.
In Kiel ist die Kampfansage aus Melsungen, das 1996 schon einmal als Zweitligist an der Finalrunde in der Hansestadt teilgenommen hat, angekommen. „Natürlich wollen wir den Pokal verteidigen, aber wir müssen erst einmal Melsungen schlagen“, betonte Trainer Alfred Gislason mit Blick auf „unseren Angstgegner, wie ich neulich gelesen habe“. Und er ergänzte: „Wir werden zwei Tage auf sehr hohem Niveau spielen müssen, wenn wir wieder Pokalsieger werden wollen.“
Auch die erstarkten HSV Hamburg und SG Flensburg-Handewitt, die das Turnier am Samstag (15.00 Uhr) eröffnen, sind bereit für die Herausforderung des im Gegensatz zum Vorjahr nicht mehr unbezwingbaren Nordrivalen. Die Flensburger schickten den THW am zweiten Weihnachtstag mit 29:35 deutlich geschlagen nach Hause. Der HSV verlor zwar beide Partien, jedoch recht knapp und unglücklich.
Die Hanseaten gehen gestärkt ins Halbfinale, denn sie nahmen bei der Generalprobe am Dienstag (23:23) als erstes Team in dieser Liga-Saison einen Punkt aus Flensburg mit. „Das wird ein hochinteressantes und enges Match“, glaubt SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke daher. HSV-Coach Martin Schwalb sieht „einen heißen Kampf und eine neue Herausforderung“ auf den Gastgeber zukommen, für den er wegen des zusätzlichen Drucks nicht einmal einen Heimvorteil in der o2-World erwartet: „Ich glaube, das wird für uns eher ein Auswärtsspiel.“
Wie eng es zwischen den Nordrivalen meist zugeht, zeigt die total ausgeglichene Gesamtbilanz aus den bisherigen Saisonspielen: In der Liga 25:25 in Hamburg und 23:23 in Flensburg. Beide gewannen in der Champions-League-Vorrunde ihre Heimspiele mit drei Toren Vorsprung. Und in Europas Meisterliga stehen sich beide im Viertelfinale Ende April zu den Duellen drei und vier binnen 19 Tagen erneut gegenüber.