Prozess: 19 Verhandlungstage in vier Monaten

Kiel (dpa) - Mehr als vier Monate hat der Prozess gegen die ehemaligen THW-Kiel-Verantwortlichen Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic gedauert. 17 Zeugen sagten an 19 Tagen aus.

Angeklagt waren die einstigen THW-Granden, das Finalrückspiel in der Champions League 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt durch Bestechung der Schiedsrichter manipuliert zu haben. Am Ende gab es Freisprüche.

Chronik des Prozesses:

13. Januar 2011: Kieler Landgericht beschließt Prozesseröffnung

24. März: Prozess wird wegen Erkrankung des Richters verschoben

21. September: 1. Verhandlungstag vor der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Kiel unter Richter Matthias Wardeck; Verlesung der Anklage: Bestechung im geschäftlichen Verkehr, Betrug, Untreue. Aussage einer Kriminalbeamtin.

28. September: Jesper Nielsen, Gesellschafter der Rhein-Neckar Löwen, sagt aus und belastet Schwenker. Der habe die Bestechung der Schiedsrichter zugegeben. Die sei aber auf Druck von Serdarusic vorgenommen worden, habe Schwenker ihm mitgeteilt.

30. September: Erneut Aussage Nielsens. Die Verteidigung versucht, die Glaubwürdigkeit des Zeugen zu erschüttern und erklärt, er sei widerlegt.

6. Oktober: Ehemaliger THW-Gesellschafter Hubertus Grote sagt aus und bestreitet die Aussagen Nielsens. Schwenker habe zum Dänen nie etwas von Bestechung gesagt.

7. Oktober: Eine Mitarbeiterin des Landeskriminalamtes Kiel sagt aus, die Buchführung des THW Kiel sei „nicht ordnungsgemäß“ gewesen.

28. Oktober: Polnischer Ex-Schiedsrichter Miroslaw Baum, der das Finalrückspiel leitete, sagt aus, niemals bestochen worden zu sein. Laut Anklage soll er das Geld vom kroatischen Mittelsmann Volarevic in Warschau erhalten haben. Volarevic hatte nachweislich 92 000 Euro vom THW bekommen und war vor dem Spiel tatsächlich in die polnische Hauptstadt geflogen.

4. November: Baums Kollege und Landsmann Marek Goralczyk, damals ebenfalls Spielleiter, sagt aus: „Mir hat keiner jemals etwas angeboten.“

9. November: Ein Beamter des Landeskriminalamtes berichtet über die 2010 erfolgte Befragung des kroatischen Geschäftsmanns Nenad Volarevic. Der sagte aus, nie Geld an Schiedsrichter übergeben zu haben und beteuerte, er sei ausschließlich THW-Scout. Eine Aussage als Zeuge im Kieler Prozess lehnte er ab.

10. November: Gerd Butzeck, Geschäftsführer der „Group Club Handball“ (GCH), sagt aus, Schwenker habe bei einer Party auf Mallorca niemals zugegeben, Schiedsrichter bestochen zu haben, wie andere Zeugen behaupteten.

21. November: Thorsten Storm, Geschäftsführer der Rhein-Neckar Löwen, sagt aus, Serdarusic habe die Bestechung zugegeben und Beweise dafür präsentiert, unter anderem eine ominöse Selbstanzeige von Volarevic. Zudem wird ein Journalist in den Zeugenstand gerufen.

22. November: Storm wird erneut befragt. Ihm wird von der Schwenker-Verteidigung vorgeworfen, die Rhein-Neckar Löwen haben die Bestechungsvorwürfe als Erpressung genutzt, um die THW-Spieler Karabatic und Kavticnik billig zu bekommen.

30. November: Christian Wiegert, für die Rhein-Neckar Löwen tätiger Rechtsanwalt, sagt aus, Serdarusic habe erklärt: „Uwe hat Spiele verschoben.“ Er habe den Eindruck gehabt, „dass es bei internationalen Turnieren etabliert ist, dass Schiedsrichter bestochen werden“.

8. Dezember: Der frühere THW-Gesellschafter Georg Wegner sagt, er habe das Gefühl, dass die Rhein Neckar-Löwen die Gerüchte um die Manipulationsvorwürfe zu einem Erpressungsversuch gegen den THW genutzt hätten. Die 92 000 Euro an Volarevic seien eine Provision für die Vermittlung des Kreisläufers Igor Anic gewesen.

16. Dezember: Befragung von Monika Flixeder, Justiziarin der Europäischen Handball-Föderation (EHF). Zudem präsentiert der Staatsanwalt ein Fax von Schwenker an Volarevic mit Kontaktdaten von Schiedsrichtern zu einem Spiel von 2003. Den Zweck konnte Zeugin Sabine Holdorf-Schust, THW-Geschäftsführerin, nicht erklären.

21. Dezember: Der Spanier Jesus Guerrero Béiztegui, Mitglied der EHF-Wettbewerbskommission, stellte den Schiedsrichtern der Finalpartie ein „überdurchschnittlich gutes Zeugnis“ aus.

11. Januar 2012: Verlesung von Ermittlungsakten aus Kroatien.

18. Januar: Schlussvortrag des Staatsanwaltes Axel Goos: Er fordert Bewährungsstrafen (18 Monate für Schwenker, 17 für Serdarusic) und Geldauflagen (Schwenker 25 000, Serdarusic 15 000 Euro).

23. Januar: Plädoyers der Verteidiger: Sie fordern Freispruch für ihre Mandanten.

26. Januar: Das Kieler Landgericht spricht Schwenker und Serdarusic vom Vorwurf des Betrugs und der Untreue frei.