Rückkehr ins Rampenlicht: Stojanovic ist Katars Hoffnung
Doha (dpa) - Für seinen Spieler-Ausweis ließ sich Goran Stojanovic im traditionellen Thawb samt Turban fotografieren. „Ich respektiere die Kulturen anderer Länder“, sagt der Torwart der katarischen Handball-Nationalmannschaft.
Neun Jahre stand der gebürtige Montenegriner für den VfL Pfullingen, den VfL Gummersbach und die Rhein-Neckar Löwen zwischen den Pfosten - nun ist der 37-Jährige einer der Leistungsträger beim Gastgeber und gibt im Eröffnungsspiel an diesem Donnerstag gegen Brasilien sein WM-Debüt.
„Es ist eine tolle Erfahrung für mich, eine WM zu spielen“, sagt der Schlussmann, dem das Engagement im Wüstenstaat mit einem lukrativen Vertrag versüßt wurde. Denn nach der WM geht seine Karriere am Persischen Golf weiter. Stojanovic setzt seine schillernde Laufbahn beim katarischen Club Al-Jaish SC fort.
Stojanovic lebt mittlerweile in Doha. Und weil er drei Jahre lang nicht für Montenegro gespielt hat, darf er nun für seine neue Heimat bei der WM auflaufen. Darauf bereiten er und seine Kollegen sich seit langem professionell vor. „Der Ligabetrieb ruht. Wir sind seit August mit der Nationalmannschaft zusammen und bereiten uns auf das Turnier vor“, berichtet der Torhüter und treibt damit wohl manch einem Trainer einer europäischen Nationalmannschaft die Tränen in die Augen. Denn die können mit ihren Teams immer erst kurz nach Weihnachten in die Vorbereitung einsteigen.
Der WM-Gastgeber lässt nichts unversucht, um erfolgreich zu sein. Mit Rückraumspieler Zarko Markovic, einst für Frisch Auf Göppingen und den HSV Hamburg am Ball, wurde zuletzt noch ein zweiter Montenegriner eingebürgert. Zudem steht in dem Bosnier Danijel Saric, der viele Jahre beim FC Barcelona das Tor auf Weltniveau hütete, ein weiterer Neu-Katarer im Aufgebot. Schon etwas länger hat der ehemalige französische Nationalspieler Bertrand Roine den katarischen Pass. Zur Multikulti-Truppe gehören außerdem Kubaner, Tunesier und Ägypter.
„Wir können jeden guten Mann gebrauchen“, sagt Stojanovic, der mit Katar 2014 schon die Asienmeisterschaft gewann und zu den großen Hoffnungsträgern der kleinen Nation gehört. Dennoch: Gegen Spanien, Slowenien und Weißrussland sind die Asiaten nur Außenseiter, gegen Chile und Brasilien rechnen sie sich in der Vorrundengruppe A aber etwas aus. „Das Achtelfinale ist unser Ziel“, sagt der Torwart.
Frankreichs Erfolgscoach Claude Onesta traut dem Gastgeber sogar Großes zu: „Katar kann bei der Heim-WM riesige Überraschungen schaffen.“ Trainer Katars ist Spaniens Weltmeister-Trainer Valero Rivera - für Onesta ein Erfolgsgarant. „Er ist einer der besten Trainer der Welt und hat ein tolles Team aufgebaut, taktische Disziplin eingeführt und die individuellen Stärken der Spieler verbessert“, meint der Franzose. Und Stojanovic urteilt: „Er ist sehr streng, aber ich habe damit kein Problem. Wie wichtig Disziplin ist, weiß ich aus meiner Zeit in der Bundesliga.“
Doch Rivera kann auch anders, im Oktober gab er der Mannschaft beispielsweise fast drei Wochen frei. Der ehemalige Löwen-Torwart konnte das kaum glauben: „20 Tage Urlaub. Am Stück. Im Oktober. Das hatte ich jahrelang nicht. Früher noch nicht einmal zwei Tage am Stück frei, wir haben doch jeden dritten Tag gespielt.“ Es war die Zeit, in der sich Stojanovic einen Namen machte. Nun will er noch ein letztes Mal auf der internationalen Bühne für Furore sorgen.