Schwalb gratuliert THW Kiel schon zum Titel
Kiel (dpa) - Für Martin Schwalb ist die Handball-Meisterschaft schon zugunsten des THW Kiel entschieden. „Ja“, sagte der Trainer des HSV Hamburg nach dem 27:30 (11:13) im Bundesliga-Hit in Kiel und gratulierte dem Rekordmeister indirekt schon zum 18. Meistertitel.
„Nein“, betonte aber THW-Coach Alfred Gislason und warnte trotz der mit 47:7 Punkten untermauerten Bundesliga-Tabellenführung vor zu großer Selbstsicherheit. „Man kann in dieser Liga überall verlieren“, mahnte Gislason, „und wir haben auch noch Verfolger Rhein-Neckar Löwen als Gegner, auch wenn wir gegen sie zu Hause spielen können“.
Den Meister von 2011 aus Hamburg (37:15) müssen die „Zebras“ nun allerdings nicht mehr fürchten. Aber das Gislason-Team hatte, das ließen die erfolgsverwöhnten Handballer nach dem Derby-Sieg wissen, großen Respekt vor den Gästen. „Der HSV war eigentlich die Mannschaft der Stunde“, sagte Gislason und rechnete vor, dass die Hanseaten seit dem 1. Dezember die meisten Punkte in der Liga geholt hatten. „Das war ein extrem wichtiges Spiel für uns“, erklärte Gislason zufrieden. „Denn wir hatten in den letzten Wochen doch einige Probleme.“
Wie so oft in diesen brisanten Derbys gab es wenig spielerische Glanzlichter, dafür aber hohe Intensität und großen Kampf. Die 10 300 Fans erlebten eine abwehrbetonte Partie, in der sich beide Torhüter in großer Form präsentierten. Kiels Thierry Omeyer war mit einem gehaltenen Siebenmeter gegen Hans Lindberg in die Partie gestartet, während Johannes Bitter erst in der 13. Minute die erste Parade gelang. Danach aber wurden beide Keeper zum Rückhalt ihrer Teams. Dieses Duell ging letztlich unentschieden aus. Entscheidend waren die technischen Fehler, die sich der HSV gegen Spielende leistete.
Sie waren Folge nachlassender Kräfte. Allein der überragende HSV-Regisseur Domagoj Duvjnak (9 Tore) konnte im Rückraum das hohe Niveau über die vollen 60 Minuten halten. Allerdings beklagte der HSV auch Verletzungen: Nach 33 Minuten fiel Rückraum-Scharfschütze Marcin Lijewski mit Knieproblemen aus. Und in der Schlussphase verlor der HSV auch noch Torsten Jansen. Der Weltmeister von 2007, der eben erst genesen war, humpelte mit einer Muskelverletzung vom Feld.
„Heute war alles dabei, auch das Publikum war großartig“, meinte Kiels Linksaußen Dominik Klein glückstrahlend. Superstar Filip Jicha (8 Tore) traf beim THW am häufigsten. Zudem hatte Gislason zweimal bei ausgeglichenem Spiel den gesamten Rückraum und den Kreisläufer gewechselt — mit dem spielentscheidenden Effekt, dass der THW das Tempo in Abwehr und Angriff bis zum Finale durchziehen konnte.
HSV-Torwart Bitter glaubt dennoch an weitere spannende Duelle mit den „Zebras“ in diesem Jahr. „Ich bin überzeugt davon, dass wir uns schon in zwei Wochen im Pokalfinale wiedersehen“, sagte Bitter mit Blick auf das Final-Four-Heimspiel Mitte April in Hamburg. Gislason setzte noch einen oben drauf. „Ich hoffe, dass wir uns in dieser Saison noch ein paar Mal sehen“, meinte der Coach augenzwinkernd. Dann müssten beide Nordclubs auch das Champions-League-Final-Four in Köln erreichen.