Knapper 30:29-Erfolg Sieg gegen Kiel: Balsam für Spitzenreiter Flensburg
Flensburg (dpa) - Vorteil Flensburg! Nach dem knappen 30:29-Sieg über den deutschen Rekordmeister THW Kiel steuert Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga unbeirrt auf Titelkurs.
„Die Nummer eins im Land sind wir“, sangen die Fans in der ausverkauften Flens-Arena überschwänglich. Über die Rechtmäßigkeit des Sieges waren sich die beiden Vereine aber nicht einig. „Wir waren heute besser. Wir hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt“, beteuerte THW-Trainer Alfred Gislason. „Ich finde, wir haben verdient gewonnen“, widersprach SG-Coach Ljubomir Vranjes.
Ein Unentschieden in dem temporeichen Kampfspiel wäre vermutlich die gerechteste Lösung gewesen, so aber verloren die Kieler im Titelrennen an Boden und liegen bereits drei Punkte hinter den Flensburgern. „Wenn Flensburg weiterhin dieses Glück hat, dann wird an der Spitze wohl nichts mehr passieren“, meinte THW-Geschäftsführer Thorsten Storm. „Für uns wird es jetzt sehr, sehr schwer.“
Allein der Dreikampf, in dem Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen als Zweiter nur einen Punkt hinter Flensburg liegt, entscheidet jedoch nicht über die Vergabe der Meisterschale. In der Vergangenheit haben sich die Titelanwärter immer wieder peinliche Ausrutscher bei sogenannten Kleinen geleistet. „Es steht noch gar nichts fest. Wir haben noch 15 Spiele vor uns“, meinte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke.
Für die Flensburger war der Sieg Balsam auf die geschundene Seele. Erst die Hiobsbotschaft von dem zwei bis drei Monate pausierenden Rückraumspieler Johan Jakobsson, dann der Ausfall des Kapitäns und Abwehrchefs Tobias Karlsson. Der Schwede hatte sich beim Abschluss-Training ein Sehneneinriss im Oberschenkel zugezogen und wird sechs bis acht Wochen fehlen. „Sport1“-Experte Stefan Kretzschmar warnte: „So ein Ausfall kann ausschlaggebend in der Meisterschaft sein.“ Das weiß auch Schmäschke: „Die sehr schlimme Nachricht muss auch ich erst einmal verkraften. Wir werden versuchen, auf dem Transfermarkt tätig zu werden.“
Einen weiteres Problem muss er ebenfalls lösen. Norwegens Nationaltrainer Christian Berge steht als Nachfolger von Coach Vranjes, der im Sommer nach Ungarn geht, nicht zur Vergügung. „Er hat uns nicht abgesagt, er hat sich für Norwegen entschieden“, erläuterte Schmäschke die Lage. Über neue Kandidaten wollte er nichts sagen: „Wir nennen keine Namen und geben keine Wasserstandsmeldungen ab.“
Das Bundesliga-Topspiel war in gewisser Weise auch ein Härtetest für die Champions-League-Einsätze am Wochenende. Die Kieler müssen am Samstag (17.15 Uhr) beim Schweizer Meister Kadetten Schaffhausen ran, die Flensburger tags darauf (17.15 Uhr) beim polnischen Vizemeister Wisla Plock. Mit jeweils neun Punkten sind die norddeutschen Mannschaften Vierter und Fünfter in der Achtergruppe. Die ersten sechs Teams kommen weiter. Um nicht ins Straucheln zu geraten, müssen beide Teams am Wochenende siegen.