Sigurdsson: Multitalent, kreativer Kopf, Erfolgstrainer

Krakau (dpa) - Handball-Deutschland ist im Stimmungshoch, die Nationalmannschaft eilte bei der EM in Polen von Sieg zu Sieg. Erstmals seit der Europameisterschaft 2008 hat die Auswahl des Deutschen Handballbundes wieder die Chance auf den Gewinn einer Medaille.

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Hauptverantwortlich dafür ist Bundestrainer Dagur Sigurdsson, der eine Nationalmannschaft aus dem sportlichen Tal wieder nach oben führte. Doch wer ist dieser 42 Jahre alte Isländer?

DER SPORTLER: Dagur Sigurdsson kommt aus sportlichem Hause. Seine Mutter war Handballerin, sein Vater Fußballer. Beide Talente bekommt er mit in die Wiege gelegt - und lebt beide aus. Als Fußballer spielt er in Islands U17-Auswahl, doch im Handball ist er weit erfolgreicher: 215 Länderspiele, EM-Vierter 2002.

DER VIELSEITIGE: Sänger, Gitarrist, Schachspieler, Unternehmer - Sigurdsson ist ein Multitalent. Im Laufe seines Lebens hat er nach eigenen Angaben rund 20 Firmen (mit)gegründet. Sein erstes Cafe hat er mit 18 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder eröffnet. Er ist Mitbesitzer eines Autoteilegeschäfts, einer Pizzeria und des Hotels „Kex“, einer ehemaligen Keksfabrik.

DER WELTENBUMMLER: Island wird ihm zu klein - zumindest sportlich. Von Valur Reykjavik wechselt er 1996 zum LTV Wuppertal in die Bundesliga. Anschließend fand er 2000 bei Wakunaga Hiroshima als Spielertrainer bis 2003 eine neue Herausforderung, ehe er nach vier Jahren bei A1 Bregenz in Österreich ebenfalls als Spielertrainer seine Karriere beendete.

DER TRAINER: 2008 wurde Sigurdsson Nationaltrainer in Österreich. Bei der EM 2010 in der Alpenrepublik sorgte er mit seinem Team unter anderem durch das 37:37 gegen Island für Furore. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits seit einem Jahr in Doppelfunktion auch Trainer des Bundesligisten Füchse Berlin und gab den Job in Österreich 2010 auf. Die Berliner führte er ins Champions-League- Halbfinale, zum DHB-Pokalsieg und zum EHF-Pokalgewinn.

DER BUNDESTRAINER: Noch einmal wagte er die Doppelfunktion: Von 2014 an als Füchse- und Bundestrainer. „Wenn meine Frau sich nicht beschwert, sollte sich niemand beschweren“, tat er kund. Dabei übernahm er den Posten zur Unzeit von Martin Heuberger. Das DHB-Team hatte gerade die WM 2015 sportlich verpasst, zuvor bei der EM 2014 gefehlt und 2012 auch bei den Olympischen Spielen in London. Seit dem Sommer ist Sigurdsson nur noch Bundestrainer.

DER ERFOLGSARCHITEKT: Anfangs war dem Isländer das Glück hold: Der Weltverband gönnte der deutschen Mannschaft eine Wildcard für WM 2015 in Katar. Dort vollbrachte Sigurdsson das Kunststück, seine Auswahl zu Rang sieben und einem Platz in der Olympia-Ausscheidung zu führen. Die anschließende Qualifikation für die EM 2016 gelang souverän. In Polen nun steht sein Team im Halbfinale - Ende offen.

DER MENSCH: Sigurdsson ist ein kreativer Kopf, ein Denker, der Pläne nicht nur schmiedet, sondern sie auch anpackt - auf und neben dem Feld. Zu Pressekonferenzen erscheint er regelmäßig weit vor der Zeit. „Ich möchte einfach, dass die Leute nicht auf mich warten müssen“, sagt er. Bob Hanning, langjähriger Mentor bei den Füchsen und nun im Verband, meint: „Er ist eine Mischung aus Eisblock und Vulkan.“