„Der Abschied wird schwer“ Sigurdssons emotionale WM-Mission
Berlin (dpa) - Der nahende Abschied von seinen „Bad Boys“ setzt selbst beim sonst so kühlen Dagur Sigurdsson besondere Emotionen frei.
„Es wird schmerzhaft, diese Mannschaft zu verlassen“, sagte der scheidende Handball-Bundestrainer im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Sie wird wahrscheinlich in den nächsten Jahren auch Titel gewinnen, und dann ist es natürlich etwas bitter, dass man dann nicht dabei ist.“
Der 43 Jahre alte Erfolgscoach wird den Deutschen Handballbund nach der Weltmeisterschaft im Januar auf eigenen Wunsch verlassen. Sigurdsson zieht mit seiner Familie aus persönlichen Gründen von Berlin zurück nach Island. Von dort wird er dann das japanische Nationalteam betreuen, dem er bei der WM in Frankreich nicht viel zutraut. „Wenn sie gute Ergebnisse schaffen, wäre es schön für sie. Aber ich glaube, das wird eher schwierig für sie im Moment. Sie sind nicht so stark.“
Sein eigenes Team schätzt der Isländer dagegen um einiges höher ein. „Ich glaube, wir zählen schon zu diesem Favoritenkreis. Speziell, wenn man schaut, wie gut die letzten Turniere für uns gelaufen sind“, sagte er. Trotz großer Verletzungssorgen hatte Sigurdsson mit der Nationalmannschaft im Januar überraschend den EM-Titel gewonnen, bei den Olympischen Spielen in Rio folgte die Bronzemedaille. „Ich würde sehr gerne eine bessere Platzierung haben als bei der letzten WM in Katar 2015, da waren wir Siebter.“
Doch schon wieder gibt es Verletzungssorgen, vier Spieler aus dem Europameister-Team sind nicht dabei. Hendrik Pekeler, Martin Strobel und Christian Dissinger verzichten dabei aus Belastungsgründen freiwillig. Der Coach macht ihnen deswegen aber keine Vorwürfe. „Ich kann ihre Absagen verstehen“, sagte er. „Aber natürlich würde ich mir wünschen, dass alle immer bereit stehen.“ Doch diese Jungs wüssten selbst, wie ihr Körper tickt. „Und wenn sie glauben, dass ihr Körper so ein Turnier nicht aushält, dann ist das so.“
Anfang der Woche hatte Sigurdsson daher erneut zahlreiche junge Spieler in sein zunächst 28-köpfiges WM-Aufgebot berufen. Noch vor Weihnachten wird er den Kader auf die 18 Spieler reduzieren, mit denen er in „die kürzeste Vorbereitung auf ein Turnier, die wir je hatten“, startet. Besondere Teambuilding-Maßnahmen wie in der Vergangenheit, als er mit der Mannschaft auf Island war oder beim Boxtraining, hat er darum diesmal nicht geplant. „Deswegen muss man auch davon ausgehen, dass wir viel Zeit brauchen für reines Handballtraining.“