Trotz Spanien: Handballer glauben ans WM-Halbfinale
Barcelona (dpa) - Nun schlägt der Handball sogar die Tagesschau. Der Höhenflug der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft verdrängt das ARD-Nachrichtenflaggschiff in verkürzter Form in die Halbzeitpause des Viertelfinalspiels gegen Spanien.
„Das ist natürlich toll, dass wir zu Hause so eine Begeisterung ausgelöst haben, dass wir so eine Top-Sendezeit bekommen. Wir hoffen, dass wir den Erwartungen gerecht werden können und wollen natürlich Werbung für unsere Sportart machen“, sagte Horst Bredemeier, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), der Nachrichtenagentur dpa.
Alles oder Nichts, heißt es für die im Aufwind befindlichen deutschen Handballer. Mit einem Sieg am Mittwoch gegen den WM-Dritten würde die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) erstmals seit der EM 2008 in Norwegen wieder in ein Halbfinale einziehen. Bei einer Niederlage endet die WM am Donnerstag mit dem Heimflug. Und die Tagesschau kommt wieder zur gewohnten Zeit um 20.00 Uhr.
Doch die deutschen Spieler sind überzeugt, dass der Coup gelingen kann. „Wir haben das nächste Spiel, das ist ein Viertelfinale. Das hat man nicht alle Tage. Wir wollen ins Halbfinale. Punkt. Aus“, stellte Torhüter Silvio Heinevetter klar. Auch Oliver Roggisch fühlt sich herausgefordert. Inmitten der tobenden Menge auf den Rängen des Pabellón Príncipe Felipe von Saragossa erlebten der Kapitän und seine Team-Kollegen am Montagabend den Sturmlauf von Gastgeber Spanien ins Viertelfinale.
„Die Spanier haben zu Hause aufs Gas gedrückt. Ich habe gedacht, dass sie in der zweiten Halbzeit vielleicht ein bisschen lockerer lassen. Aber die haben ihr Spiel durchgezogen“, anerkannte der Abwehrchef und richtete eine Kampfansage an den WM-Gastgeber: „Wir müssen einfach kühlen Kopf bewahren und dürfen uns nicht vom Publikum beeindrucken lassen. Wir müssen unser Ding durchziehen und dann bin ich mal gespannt, ob Spanien uns schlagen kann.“
Mit Leidenschaft, Enthusiasmus und vor allem Teamgeist hat sich der abgestürzte Weltmeister von 2007 zurück in die Prime Time gespielt. „Wir wissen, dass wir nicht die überragenden Superstars haben. Aber wir sind halt eine geile Mannschaft“, warb Heinevetter eifrig für sich und seine Kollegen. Die Routine von vier WM-Helden von 2007 und der frische Schwung von gleich sechs WM-Debütanten haben schon bei so manchen Fans den Traum von einem „Wintermärchen - reloaded“ geweckt.
Die deutschen Spieler erwecken den Eindruck, als würden sie selbst daran glauben. „Die Mannschaft spielt einfach ein Riesenturnier“, lobte der Kapitän. Nach den Siegen gegen Titelverteidiger Frankreich und Mazedonien im Achtelfinale konnte nicht einmal das 31:20 der Spanier gegen die hilflosen Serben im Achtelfinale das Selbstvertrauen erschüttern. „Die Serben haben sich teilweise einfallslos angestellt im Angriff. Das müssen wir besser machen. Und ich glaube, dann haben wir eine realistische Chance“, verkündete Roggisch kampfeslustig.
Auch Bundestrainer Martin Heuberger ist nicht bange vor dem Spiel gegen den WM-Gastgeber. „Das ist eine Hexenkessel-Atmosphäre. Ich glaube aber, dass dies keine Rolle spielt für unsere Mannschaft. Im Gegenteil, das wird sie zusätzlich motivieren, auch gegen die Kulisse zu bestehen“, sagte er. Der spanische Nationaltrainer Valero Rivera hat Respekt vor dem wiedererstarkten Gegner. „Die Deutschen haben ein Superteam. Da opfern sich alle Spieler für die Mannschaft auf, und sie spielen sehr schnell.“