Vom Nobody zur Stammkraft: Der Aufstieg von Schmidt
Leipzig (dpa) - Kevin Schmidt steht mit dem linken Fuß an der weißen Markierung, visiert das Tor an, fintiert, wirft - und trifft. Vom Siebenmeter-Punkt ist der Linksaußen die Nummer 1 in der deutschen Handball-Nationalmannschaft.
Und nach gerade einem Dutzend Länderspielen will Bundestrainer Martin Heuberger den Wetzlarer nicht mehr missen. „Er ist aus unserer Mannschaft fast nicht mehr wegzudenken“, betonte er.
Vom Nobody zur Stammkraft: Der Aufstieg von Kevin Schmidt ist rasant. Erst am 3. Januar hatte der Junioren-Weltmeister von 2009 sein Länderspiel-Debüt gefeiert. Am vergangenen Wochenende gegen die Schweiz bestritt der 24-Jährige seine Einsätze elf und zwölf. Mit insgesamt 19 Treffern in beiden Partien war er der erfolgreichste deutsche Torschütze. „Für mich lief es sehr gut. Wenn ich so viele Tore mache, freut mich das natürlich“, sagte der Hesse.
Martin Heuberger hatte Schmidt von Beginn an als Siebenmeter-Werfer auserkoren. Und mit zwölf Toren vom Punkt bei zwölf Versuchen unterstrich der Jungstar wie schon in den Spielen bei der WM in Spanien auch gegen die Eidgenossen seinen Ruf als „Mann ohne Nerven“. Und der Bundestrainer hatte seine Freude an ihm. „Was er vom Siebenmeter-Punkt gezeigt hat, war einmalig. Mich beeindruckt die Abgebrühtheit trotz seiner jungen Jahre. Und seine Variabilität beim Wurf. Das ist schon toll“, lobte Heuberger und ergänzte: „Kevin ist ein Kämpfer vor dem Herrn. Er gibt immer alles. Das gefällt mir.“
Dicht drängten sich die Fans in Koblenz an der Absperrung auf dem Spielfeld, um ein Autogramm von Kevin Schmidt oder ein Erinnerungsfoto mit ihm zu ergattern. Auf Anhieb hat er sich in die Herzen der Anhänger und in den Stammkader der Nationalmannschaft gespielt. Auch, weil er in der Deckung nicht viele Fehler macht. „In der Abwehr hat er ein paar Defizite aufgrund seiner Größe. Das muss er mit Schnelligkeit ausgleichen und das macht er“, urteilte Heuberger. Kevin Schmidt ist 1,83 Meter groß.
Ein wenig profitierte er aber auch vom Pech von Uwe Gensheimer. Weil der Weltklasse-Linksaußen und Publikumsliebling von den Rhein-Neckar Löwen sich die Achillessehne riss, rückte Schmidt in die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) und damit auch gleich ins Team für die WM in Spanien. „Das Pech von Uwe Gensheimer war ein bisschen sein Glück“, sagte Martin Heuberger.
Für die wegweisenden Qualifikationsspiele zur EM 2014 gegen Tschechien in vier Wochen gab der Bundestrainer dem Wetzlarer eine Stammplatzgarantie. „So wie es läuft ist Kevin gemeinsam mit Dominik Klein eine Bank für uns“, erklärte Heuberger. Aus den Partien am 4. April in Brünn und am 7. April im westfälischen Halle braucht die deutsche Mannschaft mindestens drei Punkte, um sich aus eigener Kraft für das EM-Turnier in Dänemark zu qualifizieren. „Das schaffen wir“, sagte Schmidt mit dem gleichen Selbstbewusstsein wie beim Siebenmeter-Wurf.