21,69 Sekunden - Felixs Fabellauf bei den US Trials
Eugene (dpa) - Der Floh flitzte allen davon und hüpfte anschließend fast ungläubig vor sich hin. Allyson Felix hat mit einem außergewöhnlichen 200-Meter-Lauf für das Highlight am vorletzten Tag der US Olympic-Trials gesorgt.
Im Hayward Field von Eugene/Oregon sprintete das 57 Kilo-Leichtgewicht in grandiosen 21,69 Sekunden zur neuen Weltjahresbestzeit. Neben Felix stellten auch Aries Merritt über die 110 Meter Hürden und Dreisprung-Weltmeister Christian Taylor neue Jahres-Bestmarken auf.
„Ich kann es noch gar nicht glauben. So lange habe ich mir diese Zeiten angeschaut und mich zentimeterweise genähert“, jubelte Felix. Ihr Fabellauf vor 20791 Zuschauern war wie ein Sprint zurück in die Vergangenheit. Seit Marion Jones' 21,62 Sekunden am 11. September 1998 in Johannesburg war niemand die 200 Meter mehr so schnell gelaufen wie die dreimalige Weltmeisterin aus Kalifornien.
Felix schob sich mit ihrer persönlichen Bestzeit und gleichzeitigem Trials-Rekord in der Ewigen Bestenliste auf Platz sechs. Nur Weltmeisterin Florence Griffith-Joyner, Merlene Ottey (jeweils zweimal) und Jones waren noch schneller. Ihr Vorsprung von 42/100 auf die zweitplatzierte Carmelita Jeter (22,11 Sekunden) war der Größte seit Einführung der elektronischen Zeitmessung bei den Trials. „Ich bin begeistert von meinem Rennen, alles ist zusammengekommen“, so Felix.
Den Lauf ihres Lebens lief sie mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch. Auch eine Woche nachdem die 26-Jährige zusammen mit Trainingspartnerin Jeneba Tarmoh zeitgleich als Dritte über die 100 Meter ins Ziel kam und selbst das Foto-Finish keinen Aufschluss geben konnte, steht die Entscheidung immer noch aus, wer neben Carmelita Jeter und Tianna Madison bei den Sommerspielen startet. Der US-Verband hatte einen Münzwurf oder ein Entscheidungsrennen vorgeschlagen - letzteres müsste bis zum Ende der Titelkämpfe am Sonntag ausgetragen werden. „Wir sind alle physisch und emotional ein wenig leer“, betonte Felix.
Mental angeschlagen ging auch Christian Taylor in den Dreisprung. Der Weltmeister hatte als Vierter im Weitsprung das London-Ticket um neun Zentimeter verpasst. „Ich war frustriert und dieser Frust sowie die Enttäuschung waren mein Ansporn“, sagte Taylor. Gleich im ersten Versuch landete der 22-Jährige bei 17,63 Meter - einen Zentimeter weiter als vor einem Monat bei seinem Sieg an gleicher Stelle. Hallenweltmeister William Claye wurde mit sehr guten 17,55 Meter Zweiter.
Ein großartiges Duell lieferten sich Weltmeister Jason Richardson und Hallen-Champion Aries Merritt über die 110 Meter Hürden. Im Halbfinale hatte Richardson seine persönliche Bestleistung von 12,98 Sekunden noch eingestellt und war 3/100 schneller als Merritt. Im Endlauf war der 26-jährige Texaner jedoch unschlagbar und lief in Weltjahres-Bestzeit (12,93) zum Sieg. „Ich habe mir meinen Traum erfüllt“, so Merritt.