„Armseliger Start“: Bolt hetzt Bestzeit hinterher
Zagreb (dpa) - Als Selbstdarsteller ist Usain Bolt weiter ungeschlagen. Der Weltjahresbestzeit über 100 Meter hetzt der Sprint-Superstar aber vergebens hinterher.
Zu seinem ersten 100-Meter-Rennen nach seinem kapitalen Fehlstart bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften trug der Jamaikaner in Zagreb ein blaues Shirt, auf dem ein Foto von ihm in Jubelpose aufgedruckt ist. Im Ziel verzog Bolt dann unzufrieden das Gesicht: 9,85 Sekunden - nur die fünftschnellste Zeit 2011.
Beim Diamond-League-Finale in Brüssel hat der Weltrekordler die letzte Chance in diesem Jahr, seinen Landsmann Asafa Powell einzuholen: Der fehlte verletzt bei der WM, ist mit 9,78 Sekunden aber immer noch der schnellste Mann der Saison. Und auch an Yohan Blake kam Bolt nicht heran: Der Überraschungs-Weltmeister, der in Kroatien fehlte, hatte zuletzt in Zürich und Berlin mit 9,82 Sekunden gewonnen. Bei seinem WM-Triumph nach dem Bolt-Fehlstart war er allerdings ein Zehntel langsamer.
„Ich habe gemerkt, dass ich etwas schneller hätte sein können, weil es wirklich ein armseliger Start war und ich nach dem Start die Konzentration verloren habe“, sagte Bolt. „Ich hatte mehr erwartet. Mich nervt der Lauf, weil ich schlecht wegekommen bin.“ Für seinen Auftritt hatten die Organisatoren nach Medienangaben 300 000 Dollar (219 000 Euro) hinlegen müssen.
16 Tage nach seiner aufsehenerregenden Disqualifikation in Daegu/Südkorea machte der Dreifach-Olympiasieger vor dem Startschuss bei dem World-Challenge-Meeting seine üblichen Faxen. Dann allerdings wirkte er vor 12 000 Zuschauern verkrampft bis auf die letzten 15 Meter, wo er am WM-Dritten Kim Collins (St. Kitts und Navis/10,01) und am Olympia-Zweiten Richard Thompson (Trinidad und Tobago/10,03) vorbeizog. Im Zielraum war Bolt dann nicht mehr zu Scherzen zumute: Er klatschte nur zahlreiche Hände ab und schrieb Autogramme, bevor er von Sicherheitsleuten bewacht in den Katakomben verschwand.
Der Fauxpas von der WM scheint „Blitz-Bolt“ eingebremst zu haben: Schon bei seinem 200-Meter-Triumph in Daegu kam der 25-Jährige nicht gut aus dem Block. Beim fliegenden Wechsel in der Staffel Jamaikas, die er zu Gold und Weltrekord führte, klappte es besser. Mit Anlaufschwierigkeiten wie in Zagreb kann er jedenfalls nicht in die Nähe seines Weltrekords (9,58 Sekunden) von Berlin 2009 kommen. „Ich habe einen besseren Start erwartet, vor allem bei diesem Wetter, denn die Bedingungen waren gut“, meinte Bolt.