Bolt gewinnt WM-Revanche in Zürich - Spiegelburg siegt
Zürich (dpa) - 19 Weltmeister, 15 Olympiasieger, 17 Deutsche - aber Superstar Usain Bolt überstrahlte wieder einmal alle.
Beim bekanntesten Leichtathletik-Meeting der Welt in Zürich gewann der Jamaikaner die WM-Revanche über 100 Meter in 9,90 Sekunden vor seinem Landsmann Nickel Ashmeade (9,94) und seinem großen Rivalen Justin Gatlin aus den USA (9,96).
„Ich bin froh, dieses Rennen gewonnen zu haben und verletzungsfrei geblieben zu sein. Mit jedem Rennen wird es in diesem Jahr härter“, sagte Bolt. Seine Zeit am Ende einer langen Saison war umso bemerkenswerter, weil er den schlechtesten Start von allen hinlegte.
Aus deutscher Sicht war es vor 25 000 Zuschauern im Letzigrund ein Abend mit Licht und Schatten. Stabhochspringerin Silke Spiegelburg machte mit der persönlichen Saisonbestleistung von 4,79 Metern ihren dritten Gesamtsieg nacheinander in der Diamond League perfekt. Diskus-Weltmeister Robert Harting dagegen verpasste diesen Erfolg als Zweiter hinter dem Esten Gerd Kanter nur um 19 Zentimeter.
Mit ihrem Tagessieg vor der Brasilianerin Fabiana Murer und der WM-Dritten Yarisley Silva (beide 4,72) fing Spiegelburg die Kubanerin im letzten Wettbewerb dieser Saison noch als Erste des sogenannten „Diamond Race“ ab. Die 27-Jährige kassierte eine Prämie von 10 000 Dollar für den Erfolg in Zürich sowie 40 000 Dollar für den Gesamtsieg in der lukrativen Serie. Außerdem ist dies eine kleine Entschädigung für ihren undankbaren vierten Platz bei der WM.
Bei den Diskuswerfern gab der bislang führende Piotr Malachowski aus Polen als enttäuschter Siebter seinen ersten Platz im „Diamond Race“ noch her. Doch diese Gelegenheit nutzte am Donnerstagabend nicht Harting, sondern Peking-Olympiasieger Kanter, der im dritten Durchgang mit 67,02 Metern noch an dem Berliner (66,83) vorbeizog. „Ich bin nicht böse, weil ich zumindest den Rucksack voll Schokolade habe“, meinte Harting. „Ich hatte Spaß, es gab auch schon viele Wettbewerbe, bei denen ich ihn nicht hatte.“
Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll stand bereits vorzeitig als Gesamtsiegerin in der Diamond League fest. So störte es die 31-Jährige nicht, dass sie sich im Letzigrund wie schon vor einer Woche in Stockholm mit 63,36 Metern der WM-Dritten Marija Abakumowa aus Russland (68,94) geschlagen geben musste.
Mit 19 Weltmeistern von Moskau, 15 Olympiasiegern von London und einer Gänsehaut-Atmosphäre im engen Letzigrund wurde „Weltklasse Zürich“ seinem Nimbus als „Mini-WM“ wieder einmal gerecht. Wie hoch das Niveau war, bekamen die beiden souveränen Weltmeister Alexander Menkow (Weitsprung/Russland) und Asbel Kiprop (1500 Meter/Kenia) zu spüren, die jeweils nur Sechster wurde. WM-Überraschung Homiyu Tesfaye aus Frankfurt/Main lief über 1500 Meter in 3:34,18 Minuten eine persönliche Bestzeit und belegte Platz neun.
Einer der Höhepunkte des Abends: Die Äthiopierin Meseret Defar gewann über 5000 Meter in 14:32,83 Minuten das Prestigeduell mit ihrer Teamkollegin und ewigen Rivalin Tirunesh Dibaba (14:34,82). Defar ist Weltmeisterin und Olympiasiegerin auf dieser Strecke, sie zog erst auf der Zielgeraden an der Weltmeisterin und Olympiasiegerin über 10 000 Meter vorbei. Sprint-Königin Shelly-Ann Fraser Price aus Jamaika siegte auch diesmal über 200 Meter in 22,40 Sekunden vor Murielle Ahoure von der Elfenbeinküste (22,66). In einem stark besetzten Hürdensprint lief Weltmeister David Oliver aus den USA in 13,12 Sekunden erneut allen davon. Olympiasieger und Weltrekordhalter Aries Merritt (USA) wurde nur Sechster (13,34).