Die Olympia-Hatz von Friedrich und Co.
Helsinki (dpa) - Deutschlands beste Hochspringerin im freien Fall: Ariane Friedrich will bei den Europameisterschaften in Helsinki die Reißleine ziehen und endlich die Olympia-Norm von 1,95 Meter überfliegen.
„Ich bin zum Kopfmenschen mutiert, aber eigentlich muss ich den Kopf ausschalten“, sagt die zeitweise ziemlich verzweifelte Frankfurterin. Aber: „Es ist nicht so, dass ich jeden Tag mit Tränen in den Augen aufstehe.“ Die Hatz nach den Qualifikationsvorgaben für London bereitet noch anderen Assen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes Sorgen. Ein Nervenspiel.
Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo (Kapselverletzung im Ellbogen) und Hürdensprint-Mitfavoritin Carolin Nytra (muskuläre Probleme im Oberschenkel) haben ihren EM-Start sogar abgesagt. Dem Saarbrücker fehlt ebenso wie Friedrich noch die Olympia-Norm. Bei der Nummer eins im Hammerwerfen, Markus Esser, sind es ganze sieben Zentimeter zur geforderten Normweite (78,00 Meter). Die will der Leverkusener jetzt bei der EM nachlegen. „In Helsinki ist normal nicht so schönes Wetter, aber das muss nicht schlecht sein“, sagt der Routinier. „International habe ich bislang immer gut ausgesehen, daher bin ich optimistisch.“
„Zum Haare raufen“, fand es Ariane Friedrichs Trainer und Manager Günter Eisinger, dass sein Schützling zwei verregnete Wettkämpfe in Turin und Wattenscheid hatte. Zuletzt scheiterte die deutsche Rekordhalterin (2,06 Meter) und frühere Hallen-Europameisterin allerdings beim Versuch, die für die Spiele geforderten 1,95 Meter zu springen. Das war am Samstag - im trockenen Erfurt.
Die 28-Jährige kämpft nach ihrer Zwangspause 2011 wegen eines Achillessehnenrisses noch mit Form und Anlauf. „Das hat nichts mit psychologischer Instabilität zu tun“, erklärt sie. Im EM-Vorkampf an diesem Mittwoch, bei der Medaillenvergabe am Donnerstag und beim Meeting am 1. Juli in Eberstadt kann sie noch das London-Ticket erkämpfen. „Das Saisonziel ist ganz klar Olympia“, sagt sie. „Bei der EM habe ich die Chance, vorne mitzuspringen.“
Die letzte Nominierungsrunde des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ist am 4. Juli - und die Uhr läuft unerbittlich. Die deutsche Dreisprung-Rekordhalterin Katja Demut (Jena) hat nach eigenen Angaben Schwierigkeiten mit der Technik. „Ich habe probiert, im Training daran zu arbeiten. Die Zeit dafür ist aber zu knapp. Dann fährt man sich fest und versucht, krampfhaft etwas zu ändern.“ Der 28-Jährigen fehlen nur neun Zentimeter zu 14,30 Meter.
Über 400 Meter Hürden schaffte es der lange durch Achillessehnenbeschwerden gebremste WM-Halbfinalist Georg Fleischhauer im letzten Moment zur EM. Der Dresdner hofft auf eine Medaille, schränkt jedoch ein: „Es ist aber nicht mehr viel Zeit. In Helsinki möchte ich zumindest die Olympia-Norm laufen, ins Finale kommen und eine gute Figur abgeben.“