Gabius: „Gehe davon aus, dass der Rekord fällt“

Frankfurt/Main (dpa) - Ein Jahr nach seiner bemerkenswerten Marathon-Premiere plant Arne Gabius den nächsten Coup und will den deutschen Rekord brechen.

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Bereits im Juli hat der 34-Jährige angekündigt: „Es ist mein Ziel, in Frankfurt zumindest 46 Sekunden schneller zu laufen als bei meinem Debüt. Viele Topläufer, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass der zweite Marathon deutlich besser sein sollte als der erste.“ Vor dem 42,195-Klassiker am Sonntag am Main strotzt Gabius wieder einmal vor Selbstbewusstsein.

2014 hatte der Ausdauerspezialist, der in Stuttgart wohnt und für LT Haspa Marathon Hamburg startet, in 2:09:32 Stunden die Bestmarke des Dresdners Jörg Peter aus dem Jahr 1988 (2:08:47) nur um 45 Sekunden verpasst und steht jetzt auf Platz vier der ewigen deutschen Bestenliste. Von der Bahn hat der „Läufer des Jahres“ endgültig Abschied genommen - als WM-17. über 10 000 Meter im August in Peking.

Vor seinem zweiten Frankfurt-Start ist Gabius bis zu 260 Kilometer in der Woche gerannt. „Dieses Jahr ist anders, konzentrierter, fokussierter“, sagt er im Interview auf laufenhilft.de. „Ich glaube sogar, dass das Training nocheinmal härter ist, und dass ich in einer deutlich besseren Verfassung bin als letztes Jahr.“

Am Main geht es für Gabius auch um die bisher noch von keinem Deutschen erreichten Olympia-Norm für Rio de Janeiro (2:12:15 Minuten) und den nationalen Meistertitel - in allererster Linie aber um die 27 Jahre alte Bestmarke. „Eine Zeit zwischen 2:07 und 2:08 - warum nicht? Ich gehe davon aus, dass der deutsche Rekord fallen wird“, sagt Gabius getreu seinem Motto: „Man darf sich keine Grenzen setzen, keine Mauern bauen.“

Der Autodidakt hört auf die Tipps des italienischen Trainers Renato Canova: „Ich mache den Plan und er berät mich mit seiner ganzen Erfahrung.“ Ansonsten schwört der promovierte Mediziner und Vegetarier auf seine Disziplin und seinen penibel eingehaltenen Ernährungsplan. Das bedeutet: zum Frühstück sehr viel Obst, ansonsten Milchprodukte, Gemüse, Tofu, Grüntee, Apfelsaftschorle, Nüsse - wie Gabius auf „Arne TV“ erklärt. Seine Speicher leert er manchmal im Training komplett, schraubt dabei den Fettstoffwechsel hoch und verzichtet auf Kohlenhydrate.

Am Wochenende vor dem Rennen stand eine Diät an. „Am Dienstag vor dem Marathon nochmal eine Trainingseinheit, dann geht das große Fressen los: Speicher auffüllen!“ Dann ist auch wieder Pasta erlaubt, damit er „mit überfüllten Tanks“ an der Startlinie steht.

Und wie ist das mit Doping in einer Disziplin, wo zum Beispiel die Läufer aus Kenia immer wieder im Verdacht stehen? „Ich würde nicht nur meine Approbation verlieren, wenn ich dopen würde“, sagte der Mediziner Gabius im Interview der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. „Ich habe auch ein Leben nach dem Leistungssport. Ich weiß, dass ich danach einen Job haben werde, eine Zukunft, ich werde heiraten, ich will hundert Jahre alt werden. Deshalb werde ich keine hochgefährlichen Hormone zu mir nehmen, schon die Vorstellung das zu tun, ist absurd.“

Für den Rekord würde Gabius eine Prämie in Höhe von 30 000 Euro erhalten, als bester Deutscher unter 2:10 Stunden nochmal 10 000 Euro. Der Vize-Europameister von 2012 über 10 000 Meter schaut längst hinaus über den ältesten deutschen Städtemarathon, der am Sonntag auf dem roten Teppich in Frankfurter Festhalle endet. Bei den Olympischen Spielen 2012 will er unter die Top 12 - mindestens. „Ich denke, es kann auch in Richtung Top 5 gehen“, sagt er und erinnert an Stephen Kiprotich aus Uganda, der 2012 in London in 2:08,01 triumphierte. „Er hat mittlerweile eine Bestzeit von 2:06:30. Die traue ich mir auch zu.“ Um große Ansagen war Gabius noch nie verlegen.