Hallen-Show bei Gegenwind: Bolt setzt Bestmarke
Warschau (dpa) - Das hat wirklich nur Usain Bolt drauf: Bei seinem zweiten 100-Meter-Sprint in diesem Jahr siegte er souverän in Hallenweltbestzeit - und das in einem Fußballstadion und noch dazu bei Gegenwind.
Der schnellste Mann der Welt lieferte den 20 000 Zuschauern in Warschau die erwartete Show. Bei seinem ersten Auftritt in Polen stürmte der Jamaikaner als Erster ins Ziel: 9,98 Sekunden - die über 18 Jahre alte (inoffizielle) Hallen-Weltbestzeit von Frankie Fredericks war um sieben Hundertstelsekunden unterboten. Der im Protokoll ausgewiesene rätselhafte Gegenwind von 0,6 m/Sekunde - unterm geschlossenen Stadiondach - sorgte nur für eine kuriose Randnotiz.
„Jetzt möchte ich diese Saison ohne Verletzung beenden, ich habe in den vergangenen Jahren sehr gelitten“, sagte der Star des Abends. „Es war großartig, hier bei einem Wettkampf in einem Fußballstadion mit nur einer Laufbahn anzutreten.“ Eine Woche nach seinem 28. Geburtstag will Bolt am kommenden Donnerstag im Züricher Letzigrund noch einen Gang zulegen. „Ich hoffe, dass ich noch schneller laufen kann“, sagte der sechsmalige Olympiasieger und achtfache Weltmeister vor seinem einzigen Gastspiel bei der Diamond League.
In einem Jahr ohne Olympia und WM ist der schnellste Mann der Welt nur langsam in Schwung gekommen. Warschau war erst sein dritter Wettkampf und sein zweites Einzelrennen. Dass Bolt beim Kamila Skolimowska Memorial zum 42. Mal in seiner Karriere unter zehn Sekunden blieb, wird auch die Konkurrenz registriert haben. Der Vorsprung vor seinem zweitplatzierten Landsmann Sheldon Mitchell war enorm: 35 Hundertstelsekunden trennten die beiden Jamaikaner.
In Top-Form will Bolt künftig sogar seine beiden Fabelweltrekorde angreifen. „Ich möchte als erster Mensch der Welt unter 19 Sekunden laufen. Das wäre wirklich cool“, sagte Usain Bolt in einem Interview der „Welt am Sonntag“. Doch nicht nur auf seiner Lieblingsstrecke über 200 Meter (19,19 Sekunden) wähnt er sich noch nicht am Limit. Auch seine Weltrekordzeit über 100 Meter (9,58 Sekunden) möchte er noch unterbieten. „Daran glaube ich auf jeden Fall! Vorausgesetzt, ich bleibe gesund und kann über einen längeren Zeitraum intensiv trainieren.“
Die drei deutschen Sieger durften schon im Vorprogramm der Bolt-Show jubeln: Diskuswurf-Europameister Robert Harting (Berlin) gewann mit starken 67,40 Metern auch die EM-Revanche gegen seinen polnischen Erzrivalen Piotr Malachowski (65,30). Sprinterin Verena Sailer (Mannheim), bei der EM im 100-Meter-Halbfinale ausgeschieden, setzte sich in 11,26 Sekunden durch. Und die Berlinerin Melanie Bauschke war mit 6,51 Metern die beste Weitspringerin.