Hochsprung-Ass Friedrich: „Vom Körper betrogen“
Wiesbaden (dpa) - Wie es ihr geht? „Diese Frage hängt mir schon zum Hals raus“, sagt Ariane Friedrich und verzieht das Gesicht. „Im Moment geht es mir gut, aber manchmal geht es mir nicht so gut.“
Am 22. Dezember hatte sich die deutsche Hochsprung-Rekordhalterin die Achillessehne im linken Fuß gerissen. Während ihre Leichtathletik-Kollegen längst auf die Freiluft-Saison hintrainieren, plant die 27-jährige Frankfurterin ihr Comeback nun für den nächsten Winter.
„Der Fahrplan sieht so aus, dass ich die Hallensaison mache“, erklärt die WM- und EM-Dritte von der LG Eintracht Frankfurt auf einer Pressekonferenz der Sporthilfe Hessen in Wiesbaden. Erst im Juni darf sie - wenn alles gut geht - wieder springen. „Es sieht im Moment erstaunlich gut aus. Aber Vorsicht: Wenn jetzt etwas passiert, sind die Olympischen Spiele in London in Gefahr“, warnt ihr Trainer Günter Eisinger.
Der Trainingsunfall hat das Duo ziemlich aus der Bahn geworfen. „Diese Verletzung erleiden zu müssen, war für mich persönlich der größte Tiefschlag in meiner sportlichen Laufbahn. Es tut sooo weh, physisch wie psychisch“, klagt Friedrich auf ihrer Homepage. Weil sie immer in sich hineingehört und keine Warnsignale empfangen habe, fühlte sie sich „vom eigenen Körper betrogen“. Und Eisinger spricht immer noch leicht aufgewühlt von einem „Schock“.
Friedrich ist schon froh, dass sie wieder normal laufen kann. Vor gut zwei Wochen konnte sie endlich ihren orthopädischen Spezialschuh ausziehen, der wie ein Klumpfuß an ihr hing. „Am liebsten wäre ich mal aus Versehen mit dem Auto drübergefahren. Aber ich musste ihn zurückschicken“, sagt die Hallen-Europameisterin von 2009. Sie macht jetzt eifrig Aquajogging und Krafttraining, ist viel bei der Physiotherapie. „Psychisch geht's vorwärts seit ich wieder normal laufen kann.“ Die ersten Tippelschritte im Training lösten ein „Glücksgefühl“ bei ihr aus.
Erst in drei Monaten wird Friedrich den operierten Fuß wieder richtig belasten können. Im Sommer wird sich die Hochspringerin „einige Wettkämpfe angucken und viele auslassen“. Bei der Weltmeisterschaft in Daegu/Südkorea fehlt sie definitiv. Als Polizeikommissarin kann Friedrich derzeit auch nicht arbeiten: „Mit dem Humpelfuß geht es einfach nicht.“
„Unser großes Ziel sehen wir beide in keinerlei Gefahr“, sagt Eisinger und reckt das Kinn. Das große Ziel bleibt eine Medaille in London 2012. Die ersten Wettkämpfe aber sind noch weit weg. „Wir müssen konkret im November oder Dezember nochmal darüber sprechen“, sagt Friedrich und zappelt ungeduldig auf ihrem Stuhl herum.