IAAF rüstet für die Zukunft: 2015 kein Bankrott
Monte Carlo (dpa) - Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat die hausinterne Finanzkrise in den Griff bekommen, steht aber weiter vor großen Herausforderungen.
„Wir hatten ein interessantes Jahr, was die Finanzen angeht. Für die entstandenen Probleme haben wir Lösungen gefunden“, sagte IAAF-Präsident Lamine Diack in Monte Carlo und gab Entwarnung: „2015 werden wir nicht bankrottgehen, sondern eine Rücklage von 56,1 Millionen Dollar haben.“ Es bleiben einige Baustellen: Der Diamond League fehlt noch der große Glanz, der Europäische Verband EAA begehrt immer mehr auf, und der Verkauf der Fernsehrechte für die Weltmeisterschaften 2011 für den Kernmarkt Deutschland liegt auf Eis.
„Wir hatten Erfolge und haben noch Herausforderungen“, meinte der Senegalese Diack. Die Hallen-WM im März in Doha/Katar gehöre zu dem Positiven der Jahresbilanz. In Deutschland konnte man sich davon aber kein TV-Bild machen, weil ARD/ZDF auf den Kauf einer Lizenz verzichteten. Ähnliches droht nun für die Freiluft-WM vom 27. August bis 4. September 2011 in Daegu/Südkorea.
„Für den Deutschen Leichtathletik-Verband mit seinen Sponsoren wäre es tödlich, wenn man keine Bilder von seinen Athleten von der WM sehen würde“, sagte Helmut Digel, deutsches Mitglied im IAAF- Exekutivkomitee. Bis Ende des Jahres wolle man diese Gefahr zusammen mit dem Rechteinhaber IEC abwenden. Allerdings gebe es zwischen den finanziellen Vorstellungen von ARD/ZDF und IAAF eine sehr große Kluft. „Das ist inzwischen hanebüchen, die Leute der IEC laufen gegen eine Wand“, ärgert sich Digel. „Für jedes Fußballspiel bieten sie mehr.“
Die 2010 anstelle der auf Europa konzentrierten Golden League gestartete globale Diamond League mit 14 Meetings erlebte eine ordentliche, aber keine brillante Premiere. „Die neue Serie hat positive Signale gegeben“, meinte Hansjörg Wirz, Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (EAA), zurückhaltend. Auch Digel hält sich mit Lobeshymnen über das „neue Produkt“ der IAAF zurück: „Nur, weil man einen Namen ändert, ist das Produkt nicht unbedingt besser.“ Die TV-Resonanz sei zwar wesentlich erfreulicher als bei der Golden League, dafür sei der Modus mit der Punktewertung für die einzelnen Disziplinen zu kompliziert. „Das System haben die Zuschauer nicht wirklich verstanden, es ist zu schwierig“, so Digel.
Zum Problem könnte es spätestens 2012, im Jahr des 100. Bestehens der IAAF, werden, wenn die EAA erstmals die Europameisterschaft kurz vor den Olympischen Spielen in London austrägt. „IAAF-Präsident Diack hat mir gesagt, dass er der EM viel Erfolg wünscht“, berichtete Wirz nach Sitzungen am Wochenende in Monaco. Die EAA wird zukünftig die EM alle zwei statt alle vier Jahre austragen. Ob die IAAF wirklich so gelassen mit dieser Konkurrenz leben kann, wird sich noch zeigen.
Feststeht, dass der 77-jährige Diack 2011 beim IAAF-Kongress in Daegu erneut für das Präsidentenamt kandidiert. Ob er aber die notwendigen Reformen beim Weltverband auf den Weg bringen kann? „Er ist einziger Kandidat und hat zumindest die Absicht einige Erneuerungen anzustreben“, sagte Digel. Dazu soll auch eine umfangreiche personelle Erneuerung gehören. So wird Generalsekretär Pierre Weiss aufhören. „Nach Daegu wird die IAAF große Veränderungen aufweisen. Ich denke, dass es mehr auf eine professioneller Hauptamtlichkeit ankommen wird“, meinte der Tübinger Sportsoziologe.