Kugelstoß-Ass Christina Schwanitz verteidigt EM-Titel

Amsterdam (dpa) - Der Medaillenkampf hatte gerade erst begonnen, da riss Christina Schwanitz schon siegesgewiss beide Arme in die Höhe und jubelte.

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Mit dem ersten Versuch auf 20,17 Meter verteidigte die 30-Jährige bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam ihren Titel im Kugelstoßen und ließ der europäischen Konkurrenz einmal mehr nicht den Hauch einer Chance. „Das ist unglaublich. Jetzt ist auch eine Olympia-Medaille realistisch und machbar“, sagte die glückliche Chemnitzerin nach ihrer Ring-Gala.

Dabei war die Weltmeisterin mit einem Handicap in den EM-Medaillenkampf gegangen - sie musste mit einem steifen Hals den richtigen Dreh finden. „Ich habe mich beim Schlafen verlegen. Deshalb war es eine Wackelpartie“, berichtete Schwanitz nach der Qualifikation und fügte erleichtert hinzu: „Deshalb bin ich froh, dass es so gelaufen ist.“ Sie hatte sich ordentlich zusammengerissen, die Kugel in der Ausscheidung mit dem ersten Stoß auf 19,02 Meter gewuchtet, um sich vor der Konkurrenz keine Blöße zu geben. „Ich wollte das klare Zeichen: Ich bin da!“

Im Finale sorgte Schwanitz dann gleich für einen Paukenschlag. Sie wuchtete die Kugel auf die europäische Bestweite von 20,17 Meter und schaffte den ersten Stoß in diesem Jahr über die 20-Meter-Marke, dem die Sportsoldatin weitere Versuche auf 19,28, 19,55 und 19,46 Meter folgen ließ. Mit allen hätte sie ebenfalls gewonnen.

Trotz einer höchst schwierigen und kurzen EM-Vorbereitung („Ich hatte eigentlich noch keine Saison“) zweifelte die sächsische Frohnatur nie daran, im Olympia-Jahr rechtzeitig in Schuss zu kommen. Nach einem Sehnenanriss im Schultergelenk konnte sie erst acht Wochen vor der EM wieder mit dem Training beginnen. „Die Leistungen sind schnell wiedergekommen. Da ist nicht alles weg gewesen“, berichtete sie.

Allerdings waren die ersten Trainingseinheiten nach der Rückkehr eine ziemliche Plackerei: „Nach 15 Stößen war ich schon platt“ - 50 Stöße pro Tag stehen normalerweise auf dem Programm. Geholfen hat Schwanitz beim schnellen Kraftaufbau ihr Coach Sven Lang. „Mein Trainer hat das Feingefühl gehabt, zu gucken, wo muss er mich locken und wann muss er mich schubsen“, lobte die Sportsoldatin.

Nach der erfolgreichen EM-Zwischenetappe will sie die nächsten drei Wochen nutzen, um Kraft für die Sommerspiele zu tanken. Zur Saisonbesten, der Chinesin Lijiao Gong (20,43), fehlen nur noch 26 Zentimeter. Schwanitz fährt daher als Mitfavoritin nach Rio. Ihre Kampfansage für Olympia: „Ich will noch besser werden, um in diesem Jahr ungeschlagen zu bleiben.“