Schwierige Friedrich-Rückkehr: Sport noch „lebenswichtig“
Karlsruhe (dpa) - Eine schicke Brille im Gesicht, im blonden Haar nur noch ein Schimmer von Rosa, der Kommentar ruhig und gelassen. Ihr Leben als flippige Hochspringerin hat Ariane Friedrich hinter sich gelassen, aber - wenn es nach ihr geht - noch lange nicht das der Weltklasse-Athletin.
„Für mich ist der Sport schon noch lebenswichtig. Aber mein Kind ist wichtiger“, sagte die deutsche Rekordhalterin und frühere Hallen-Europameisterin bei ihrem wenig erfolgreichen ersten internationalen Kräftemessen nach zweieinhalb Jahren Pause.
Beim Hallen-Sportfest in Karlsruhe hält Ariane Friedrich noch den Meeting-Rekord - gemeinsam mit ihrer langjährigen Rivalin Blanka Vlasic. 2009 hatten sich die Kroatin und der Star von der LG Eintracht Frankfurt in Karlsruhe ein packendes Duell geliefert und waren beide 2,05 Meter gesprungen. Dieses Mal überflog Ariane Friedrich 1,84 Meter im dritten Versuch. 1,87 ließ sie aus, an 1,90 scheiterte sie. Platz fünf für die einstige Zwei-Meter-Springerin, daran mussten sich auch die 4600 Zuschauer in der Messe-Halle erstmal gewöhnen.
„Es kann nur aufwärtsgehen. Ich bin sehr enttäuscht“, meinte Ariane Friedrich. „Peu à peu“ müsse es halt vorangehen. Eigentlich wollte sie vor den deutschen Meisterschaften in zwei Wochen in Leipzig die 1,90 Meter stehen haben. Nach zweieinhalbjähriger Auszeit war sie mit 1,87 (in Frankfurt) und 1,88 Meter (in Cottbus) in den Winter gestartet.
Nach einer Verletzungspause und der Geburt von Töchterchen Amy im September 2014 muss sich Ariane Friedrich erst wieder herantasten an große Höhen. Aber reicht es nochmal für die ganz großen? Und für ihre dritte Olympia-Teilnahme im Sommer in Rio de Janeiro? Körperlich ist die 32-Jährige fit, die lange Pause hat auch ihr Kniebeschwerden kuriert. Was sie öfter zurückwirft sind kleine ansteckende Krankheiten, die Amy von der Kita mit nach Hause bringt.
Ariane Friedrich wohnt mit ihrem Lebensgefährten, dem Bob-Olympiasieger André Lange, in Thüringen. Ihr langjähriger Trainer Günter Eisinger betreut sie mitunter aus der Ferne, per Videoschalte und Programmen wie „Coach's Eye“, regelmäßig aber auch vor Ort in Erfurt oder Frankfurt. „Die Frage ist, ob sie noch diesen Killerinstinkt hat“, sagte Eisinger vor den ersten Wettkämpfen seines Schützlings.
Die Antwort steht noch aus, die Nummer eins im deutschen Frauen-Hochsprung ist sie jedenfalls nicht mehr: Marie-Laurence Jungfleisch siegte in Karlsruhe mit 1,93 Meter. „Ich muss mich erst etwas daran gewöhnen, mit meinen neuen Haaren zu springen“, erklärte die Stuttgarterin, die mit langen Rasta-Zöpfchen Anlauf nahm. Jungfleisch war im vergangenen Jahr bei der WM in Peking Sechste, ihre Bestleistung im Freien steht bei 1,99. Ob sie ihre Nachfolgerin ist, wurde Ariane Friedrich gefragt: „Eigentlich schon, aber sie muss noch einen Zentimeter höher springen, dann ist sie im Club dabei“, meinte sie.
Die beiden Rivalinnen sind nicht gerade freundschaftlich verbunden, Jungfleisch sieht das Konkurrenz mit Ariane Friedrich als „Ansporn“. Die deutsche Rekordhalterin (2,06 Meter) hat noch einiges vor in ihrem Sport: „Ich konnte damit noch nicht abschließen.“ Das Karriereende wolle sie selbst bestimmen.