Usain Bolt sprintet locker ins 200-Meter-Finale
Daegu (dpa) - Usain Bolt ist wieder da! Ohne Fehl(-Start) und Tadel ist der schnellste Mann der Welt ins 200-Meter-Finale spaziert und greift am Samstag bei der Leichtathletik-WM in Daegu nach seiner ersten Goldmedaille.
Als wäre nichts geschehen, zog der Supersprinter aus Jamaika am Freitag schon im Vorlauf wieder seine Ein-Mann-Show ab. Auch das Halbfinale (20,31) war eher ein Warm-up für den Showdown. „Wenn ich einen guten Start erwische und richtig durchziehe, gibt es keinen, der mich schlagen kann“, sagte er mit Blick auf seine zweite Gold-Chance.
Besser als der Weltrekordler war in der Zwischenrunde lediglich Frankreichs Europameister Christophe Lemaitre in 20,17. „Gold ist das Ziel, nicht die Zeit“, erklärte Bolt. Fünf Tage nach dem unfassbaren Blackout im Kurzsprint ist er wieder hellwach.
In 20,30 Sekunden trudelt er nach seinem Vorlauf aus, keiner seiner 52 Mitläufer war schneller. Auch das Halbfinale ist für ihn nur eine Pflichtnummer. Der Titelverteidiger macht Faxen und trabt dann in seinen silbernen Spikes mit goldener Sohle ins Ziel. Auf den letzten 30 Metern trudelt er aus, lässt sich schon feiern. Und dann kommt auch der berühmte „Bogenschütze“ wieder.
Schon vor dem Vorlauf treibt der große Junge von der kleinen Karibikinsel seine Späße mit den Fans. Er lässt er sich im gelb-grünen Shirt feiern, spreizt zwei Finger zum V - das Victory-Zeichen. Dass da die acht Sprinter des ersten Laufs schon in den Startblöcken sitzen, scheint niemanden zu interessieren.
Bolt, dessen Weltrekord bei 19,19 steht, lacht und scherzt mit der Bahnrichterin. Er bekreuzigt sich. Stille im Stadion. Um 11.18 Uhr knallt der Startschuss für den zweiten Vorlauf, alle Augen sind auf den Mann auf Bahn 7 gerichtet, die Spannung ist unerträglich. Doch der 100:1-Favorit besteht den Nerven- und Charaktertest. Nach dem größten Fehlstart der WM-Geschichte geht der Weltrekordler diesmal auf Nummer sicher, den „Sitzstreik“ nimmt ihm keiner übel: 0,314 Sekunden sind die zweitschlechteste Reaktionszeit aller 53 Vorlauf-Starter.
Bolt ignoriert danach sämtliche TV-Kameras, sprintet durch die Mixed Zone an hunderten Journalisten vorbei. Daumen hoch - das ist alles. Dass der Wattenscheider Sebastian Ernst als Sechster seines Vorlaufes 20,95 Sekunden die nächste Runde verpasst, ist angesichts der Bolt-Mania nicht mal eine Randnotiz. Die ganz großen Stories liefert eh Bolt - so oder so.