Wessinghage kritisiert Tesfayes Einbürgerung

Stuttgart (dpa) - Der frühere 5000-Meter-Europameister Thomas Wessinghage hat die Einbürgerung des äthiopischen Mittelstrecklers Homiyu Tesfaye und dessen Aufnahme ins deutsche Leichtathletik-Nationalteam kritisiert.

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„Ich habe ein Problem damit, wenn jemand aus sportlichen Gründen die Nationalität wechselt“, sagte der Olympia-Teilnehmer von 1972 und 22-fache deutsche Meister am Rande eines Kongresses des Deutschen Leichtathletik-Verbandes in Ruit bei Stuttgart.

Tesfaye hatte 2010 in Frankfurt/Main ein Asylgesuch gestellt, startet für die LG Eintracht Frankfurt und war 2013 WM-Fünfter über 1500 Meter. Die Nationalmannschaft sei immer die Vertretung der Besten eines Landes, meinte Wessinghage. „Ich halte es für sinnvoller, junge deutsche Eigengewächse in ihrer Entwicklung zu fördern“, sagte der renommierte Sportmediziner und 5000-Meter-Europameister von 1982. „Ich sehe derzeit einige vielversprechende junge deutsche Läufer, denen nur ein Schritt zur internationalen Ebene fehlt.“

Der gebürtige Äthiopier Tesfaye stand monatelang im Zentrum einer Kontroverse. So soll der 21-Jährige von der LG Eintracht Frankfurt in Wahrheit der drei Jahre ältere äthiopische Läufer Henok Tesfaye Hey sein und hätte deshalb nie einen deutschen Pass bekommen dürfen, lautete der Vorwurf - auch und vor allem von Konkurrenten. Ein ehemaliger Trainer zeigte ihn sogar beim Jugendamt an.

Ursprung der Kontroverse ist die auf Fotos im Internet erkennbare Ähnlichkeit zwischen Homiyu Tesfaye und Henok Tesfaye Hey. Homiyu Tesfaye und sein Trainer Wolfgang Heinig haben die Vorwürfe mehrfach entschieden zurückgewiesen.

Tesfaye war im vergangenen Sommer über 1500 Meter mit 3:31,98 Minuten bis auf vier Zehntel an Wessinghages ältesten Deutschen Rekord (3:31,58 Minuten) in den olympischen Laufdisziplinen aus dem Jahr 1980 herangelaufen.