Zehnkämpfer Freimuth und Abele patzen - Kazmirek auf Kurs
Götzis (dpa) - Die deutschen Zehnkampf-Asse Rico Freimuth und Arthur Abele sind auf dem Weg nach Rio de Janeiro mächtig ins Straucheln geraten.
Das Duo scheiterte bei der Olympia-Qualifikation im österreichischen Götzis mit drei ungültigen Versuchen im Weitsprung beziehungsweise Kugelstoßen. Bestens im Rennen um eines der drei Olympia-Ticket lag hingegen Kai Kazmirek: Der Vorjahressieger von der LG Rhein-Wied belegte nach dem ersten Tag beim Traditionsmeeting mit 4417 Punkten den zweiten Platz.
Bester nach fünf Disziplinen war der kanadische WM-Zweite Damian Warner mit 4424 Punkten, Dritter der Amerikaner Jeremy Taiwo (4373). Kazmirek schob sich nach einem beherzten 400-Meter-Rennen noch auf Rang zwei. Der WM-Dritte Freimuth und der EM-Fünfte Abele müssen nun ganz auf den zweiten Ausscheidungswettkampf Ende Juni in Ratingen setzen. Das gilt auch für Jan Felix Knobel (Königstein), der wie Freimuth im Weitsprung dreimal übertrat.
Abele war erstmals seit acht Jahren wieder in Götzis am Start - und hatte nach seinem Missgeschick Tränen in den Augen. „Keine Ahnung, was los war. Meine beste Disziplin - und ich habe versagt“, meinte der 29-jährige Ulmer. Er hatte 2014 bei den Europameisterschaften in Zürich nach vielen Verletzungen sein Comeback gegeben. 2015 riss er sich die Achillessehne, jetzt fühlte er sich eigentlich „in Topform“.
Freimuth hätten wegen einer Sonderregelung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) bereits 8200 Punkte in Götzis genügt, um im August in Rio dabei zusein. Zuletzt hatte ihn ein Muskelfaserriss in der Wade geplagt, die Schulter bereitet ihm ebenfalls Probleme. Dennoch gab sich der Hallenser optimistisch: „Wenn ich gesund bin, werde ich auch in Rio starten.“
Wenn Kazmirek in Götzis die Olympia-Norm von 8100 Punkten übertrifft, kann er eigentlich für die Sommerspiele planen: Dass den WM-Sechsten in Ratingen gleich drei Konkurrenten übertrumpfen, gilt angesichts deren Debakels vom Samstag als unwahrscheinlich.
Tagessieger Warner legte vor 5000 Zuschauern im Mösle-Stadion einen fantastischen Start hin: Die 100 Meter rannte er in 10,15 Sekunden so schnell wie noch nie ein Zehnkämpfer. Die bisherige Bestzeit hielt Weltrekordler Ashton Eaton mit 10,21. Der Olympiasieger fehlte in diesem Jahr, da er sich ganz auf die US-Auscheidungen für Rio konzentriert. Kazmirek war in 10,62 Sekunden so schnell wie nie zuvor unterwegs.
Im Siebenkampf liegt derweil Carolin Schäfer vom TV Friedrichstein klar auf Olympia-Kurs. Die Vorjahreszweite belegte nach dem ersten Tag und vier Disziplinen mit 3922 Punkten den dritten Platz. Die kanadische WM-Zweite Brianne Theisen-Eaton führte die Konkurrenz nach dem 200-Meter-Lauf mit 3972 Zählern an. Zweite wurde die Britin Katerina Johnson-Thompson (3932).
Schäfer hat nun beste Chancen, am Sonntag die Norm von 6200 Punkte für Rio de Janeiro zu überbieten. 2015 hatte sie in Götzis 6547 Zähler gesammelt. „Ich bin gut drauf und voller Tatendrang. Der erste Tag hätte nicht besser laufen können“, sagte sie. Um die drei Olympia-Tickets kämpfen auch die Leverkusenerin Jennifer Oeser, die Frankfurterin Claudia Rath und die Olympia-Zweite Lilli Schwarzkopf aus Ulm. Sie lagen am Samstag als Zwölfte, 17. und 22. jedoch deutlich hinter Schäfer.