Zweimal Harting, einmal Fischer: Trio plant Diskus-Coup
Berlin (dpa) - Diskus-Dominator Robert Harting will bei der WM in Moskau seinen dritten WM-Titel in Folge feiern. Für dieses Ziel trainiert er in einem ganz speziellen Team: Bruder Christoph und Freundin Julia Fischer stehen ihm zur Seite.
Im Bundesleistungszentrum Kienbaum, rund 35 Kilometer südöstlich von Berlin, will sich der Sportler des Jahres 2012 mit den beiden DLV-Athleten in Titelform bringen.
„Wir bilden ein willensstarkes Dreierteam, das fast unumstößlich ist“, sagt Christoph Harting. Wenn die Welttitelkämpfe in der russischen Hauptstadt am 10. August beginnen, hat das Power-Trio insgesamt fünf Wochen lang in der abgeschotteten Welt von Kienbaum verbracht.
„Hier müssen wir nicht alltägliche Dinge wie waschen und kochen verrichten. Hier können wir uns voll auf den Sport konzentrieren“, erklärt Fischer, die mit ihrer Statur von 1,90 Meter und den blonden, langen Haaren die Aufmerksamkeit genauso auf sich zieht wie ihr Partner Robert Harting. Dass sie trotz guter sportlicher Leistungen (Bestweite: 66,04 Meter) vornehmlich als Freundin des derzeit bekanntesten deutschen Leichtathleten gesehen wird, nimmt sie gelassen. „Er ist eben der Superstar der Leichtathletik, da steht jeder dahinter im Schatten.“
Die 23 Jahre alte Bundespolizistin stellt allerdings auch klar: „Die Sportler-Lovestory ist nicht unser Ding. Wir wollen als Athleten wahrgenommen werden.“ Nützlich ist es aber allemal, wenn sich die Sportler auch neben dem Arbeitsplatz nahe stehen. „Wir sind Familie und Trainingsgruppe in einem, das ist ein großer Vorteil“, erklärt Fischer. Überhaupt sei es viel besser, in der Individual-Disziplin Diskuswerfen nicht allein trainieren zu müssen. Wenn sie ein Problem habe, könne sie jederzeit zu den Harting-Brüdern gehen.
Auch Robert, in den sich Fischer während der Sommerspiele in London verliebt hat, begrüßt es, „dass wir uns nicht nur über Diskuswerfen unterhalten. Wir brauchen die Entspannung.“ Fischer hat noch eine weitere günstige Konstellation innerhalb des Trainings-Trios ausgemacht: Es sei „cool, dass beide Männer sind. Sie sind dann keine Konkurrenten für mich“.
Das gilt zwischen Robert und den fünf Jahre jüngeren Christoph nicht unbedingt. „Wir versuchen uns im Training auszustechen“, verrät Christoph, der sechs Zentimeter größer ist als sein Bruder. Der jüngere Harting sieht sich, was die körperlichen Voraussetzungen angeht, gegenüber seinem prominenten Bruder sogar im Vorteil. „Ich bin in der Schnellkraft besser, kann schneller explodieren“, erklärt Christoph, der aber auch nicht vergisst, das entscheidende Unterscheidungsmerkmal zu erwähnen: „Robert hat mehr Erfahrung und Weitsicht, er ist ein Workaholic, ich fummele mich noch da rein.“
Ein gemeinsames Ziel haben die beiden Hünen, die seit rund anderthalb Jahren zusammen trainieren, dennoch: „Wir haben uns vorgenommen, in Moskau zusammen 130 Meter zu werfen“, sagt Robert breit grinsend. Und falls Christoph ihm die angepeilte Goldmedaille wegschnappen sollte, wäre dies zu verschmerzen. „So bleibt der Titel wenigstens in der Familie“, fügt Robert hinzu.