Zweites Gold für Bolt - Kiprotich Marathon-Weltmeister
Moskau (dpa) - Superstar Usain Bolt ist bei der Leichtathletik-WM durch nichts und niemanden aufzuhalten. Der 26-Jährige rannte über 200 Meter zu seinem zweiten Gold im Luschniki-Stadion von Moskau und kann nun am Sonntag mit der jamaikanischen Sprintstaffel das Triple perfekt machen.
Der König des Marathons heißt Stephen Kiprotich. Erst als zweiter Läufer gelang es dem 24-Jährigen aus Uganda, nach dem Olympiasieg auch den WM-Titel im 42,195 Kilometer langen Klassiker zu gewinnen. Bolt gewann die halbe Stadionrunde unangefochten in der Weltjahresbestzeit von 19,66 Sekunden und ließ sich sechs Tage nach seinem Erfolg über 100 Meter erneut feiern. Zweiter wurde sein Landsmann Warren Weir (19,79) vor Curtis Mitchell (20,04). Zusammen mit Weir legte Bolt danach ein flottes Tänzchen auf die blaue Laufbahn. Aus dem von ihm erhofften Weltrekord wurde allerdings nichts, seine Bestmarke bleibt bei 19,19 Sekunden stehen.
„Das war eine lange und harte Saison - jetzt bin ich froh, dass ich diese beiden Goldmedaillen hier gewonnen habe“, sagte Bolt. „Ich habe eine Menge Energie hier und freue mich jetzt auf die Staffel morgen.“
Wenn der Jamaikaner nun auch noch über 4 x 100 Meter siegt, würde er Carl Lewis mit acht Titeln und zwei zweiten Plätzen als erfolgreichsten Athleten bei Weltmeisterschaften ablösen. Zudem wäre es Bolts viertes Gold-Triple nach der WM 2009 in Berlin und den Olympischen Spielen 2008 von Peking und 2012 von London.
Ein Kapitel Leichtathletik-Geschichte hat Kiprotich geschrieben. Er siegte nach 2:09:51 Stunden vor den beiden Äthiopiern Lelisa Desisa (2:10:12) und Tadese Tola (2:10:23). Der erste Athlet, der gleichzeitig Olympiasieger und Weltmeister im Marathon war, kam ebenfalls aus Äthiopien: Gezahegne Abera gelang dies 2000 und 2001.
„Ich bin sehr glücklich, dass ich eine weitere Medaille für mein Land gewonnen habe“, sagte Kiprotich. „Das Rennen war schwierig. Ich habe erst nach 40 Kilometern realisiert, dass ich gewinnen kann.“ Die große Läufernation Kenia, die zuletzt in Luke Kibet (2007) und Abel Kirui (2009, 2011) dreimal nacheinander den Titelgewinner stellte, ging auf dem Rundkurs entlang der Moskwa leer aus. Allerdings lebt auch der neue Weltmeister Kiprotich in Kenia. Die Äthiopierin Meseret Defar setzte sich ein Jahr nach den Sommerspielen auch bei der WM über 5000 Meter durch.
Neue Hochsprung-Weltmeisterin ist die Olympia-Dritte Swetlana Schkolina aus Russland. Sie überflog mit 2,03 Metern drei Zentimeter mehr als Brigetta Barrett aus den USA. Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Anna Tschitscherowa (ebenfalls Russland) musste sich mit der Bronzemedaille zufriedengeben. Für die deutsche Meisterin Marie-Laurence Jungfleisch ging ihr erstes WM-Finale schnell zu Ende: Die 22-jährige Tübingerin scheiterte bereits an der Anfangshöhe von 1,89 Meter.
Nachfolger des deutschen Speerwurf-Weltmeisters Matthias de Zordo, der wegen eines Achillessehnenriss in Moskau fehlte, wurde der Tscheche Vitezslav Vesely. Russland sicherte sich zudem über 4 x 400 Meter der Frauen den Weltmeistertitel. Eine deutsche Frauen-Staffel war nicht nominiert worden.
Nach den Triumphen von Kugelstoßer David Storl, Diskuswerfer Robert Harting und Stabhochspringer Raphael Holzdeppe sowie Silber für Zehnkämpfer Michael Schrader und Kugelstoßerin Christina Schwanitz und Bronze für Holzdeppes Kollege Björn Otto hofft der Deutsche Leichtathletik-Verband auf einen glanzvollen WM-Abschluss am Sonntag. Christina Obergföll, die nach fünfmal Silber bei internationalen Meisterschaften ihren ersten Titel herbeisehnt, und Linda Stahl heißen die Medaillenhoffnungen im Speerwurf. Um den Anschluss an die Weltspitze kämpfen die beiden deutschen Staffeln über 4 x 100 Meter.