Marathonveranstaltungen sind kein Selbstläufer mehr

Das Angebot an Rennen in Deutschland ist riesig, die Nachfrage nicht. Die Organistoren des Düsseldorf-Marathon werben daher vor allem im Ausland.

Düsseldorf. Es ist die ultimative Herausforderung für einen Läufer: 42,195 Kilometer am Stück — der Marathon. Für viele gehört er zu den Dingen, die man einmal im Leben gemacht haben muss. Und so wie es aussieht, haben die meisten, die so denken sich diesen Traum schon erfüllt. Der große Marathon-Boom ist vorbei. Und die Veranstalter der jährlich über 180 Marathon-Laufevents in Deutschland streiten um die übrig gebliebene, Startgeld zahlende Kundschaft. „Der Markt in Deutschland ist total abgegrast, das muss man leider so deutlich sagen“, sagt Jan Winschermann, Organisator des Düsseldorfer Marathons, dessen Startschuss am Sonntag fällt. Dann werden etwa 15 000 Läufer in der Landeshauptstadt unterwegs sein.

Doch nur etwa 4500 Teilnehmer nehmen bei der elften Ausgabe des Rennens auch die ganze Distanz in Angriff. „Die Teilnehmerzahlen bei allen Marathon-Läufen ist rückläufig“, sagt Winschermann. Beim größten Lauf im Rheinland, dem Köln-Marathon, hat sich die Zahl der Läufer, die nach 42,195 Kilometern die Ziellinie erreichen seit 1997 (über 11 000) bis heute (2012: 5000) mehr als halbiert. In Düsseldorf kamen bei der Premiere 2003 noch etwa 4800 Marathon-Läufer ins Ziel, vergangenes Jahr nur noch 3000.

Winschermann und sein Team, das sich das ganze Jahr nur um die Organisation kümmert, muss deswegen weit mehr als die Marathon-Distanz zurücklegen. Es geht darum Läufer zu werben, die Teilnehmerlisten zu füllen. Sprecherin Julia Ehrich: „Wir waren bei über 120 Laufveranstaltungen weltweit, um für Düsseldorf zu werben.“ Zwischen 200 000 und 300 000 Euro lassen sich die Organisatoren diese Werbetour kosten. Etwa ein Zehntel des Etats.

In den USA haben die Düsseldorfer in Alexander Matskevich eigens einen Promoter engagiert, der Düsseldorf auf Lauf- und Sportmessen vertreten soll. Er sagt: „In den USA weiß keiner wo Düsseldorf liegt. Deshalb müssen wir es bekannt machen.“

Dabei bedient er sich neben dem längsten „Beergarden“ der Welt in der Altstadt auch der Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Mit der Beethoven-Stadt Bonn oder Karl dem Großen und Aachen lockt Matskevich amerikanische Jogger. „Diese Namen kennen sie. Amerikanische Läufer nehmen die Sache mit dem Marathon nicht so ernst“, sagt der Werber. Während für die verbitterten Deutschen nur die Ziellinie oder die Zeit zähle, sei Amerikanern das Event, das Drumherum wichtiger.

Und die Düsseldorfer Veranstalter haben offenbar Erfolg. „Außer Berlin hat kein anderer Marathon-Lauf eine so hohe Ausländerquote von etwa 20 Prozent“, sagt Winschermann. Im vergangenen Jahr kamen die Teilnehmer aus 76 Ländern. Laut dem Renndirektor sind es in diesem Jahr vor allem Südeuropäer, Japaner, Amerikaner und Teilnehmer aus den Benelux-Ländern.

Berlin, als die aktuelle In-Metropole Europas nimmt auch beim Marathon eine Ausnahmestellung ein: Die Zahl der Zieleinläufe liegt seit Jahren konstant über 30 000. Lauf-Promoter Matskevich kennt das Erfolgsrezept: „Berühmte Stadt, berühmter Lauf.“