Alonso trotzt Regenchaos in Malaysia - Vettel im Pech
Sepang (dpa) - Im Formel-1-Chaos von Malaysia haben Titelverteidiger Sebastian Vettel und WM-Spitzenreiter Jenson Button bittere Niederlagen einstecken müssen. Beide waren sauer auf einen Inder. Den Sieg holte sich überraschend Fernando Alonso.
Noch bei voller Fahrt reckte Vettel drohend die Faust aus dem Cockpit. Als er aus seinem Red Bull geklettert war, platzte dem Doppelweltmeister nach einer Kollision mit dem HRT-Rennwagen von Narain Karthikeyan richtig der Kragen. Ein zerfetzter Reifen verhinderte die erhoffte Schadensbegrenzung des Hessen beim dramatischen Gewitterrennen in Malaysia. Statt Platz vier und zwölf Zählern musste Vettel nach dem überraschenden Sieg des neuen WM-Spitzenreiters Fernando Alonso im Ferrari mit leeren Händen abreisen. „Wie das auch im echten Leben ist, gibt es noch ein paar Gurken, die auf der Strecke rumfahren“, schimpfte Vettel. „Das ist extrem frustrierend.“
Platz elf für den Heppenheimer - so schlecht hatte Vettel abgesehen von zwei Ausfällen seit dem 29. August 2010 in Belgien nicht mehr abgeschnitten. Schwacher Trost für Vettel: Auftaktsieger Jenson Button landete in Sepang nach einem Crash im McLaren sogar nur auf Rang 14. Glücksmomente erlebte dagegen Sauber-Nobody Sergio Perez. Der Mexikaner fuhr sensationell auf Rang zwei vor Lewis Hamilton im zweiten McLaren.
Viel besser als Vettel erging es auch den anderen vier deutschen Piloten bei dem spektakulären Rennen mit 51-minütiger Unterbrechung nicht: Rekordweltmeister Michael Schumacher ergatterte als Zehnter nach einer Kollision bereits in der ersten Runde gerade mal einen Punkt. Nico Rosberg besiegelte als 13. die erneute Mercedes-Enttäuschung. „Es ging Schritt für Schritt rückwärts“, so sein ernüchterndes Fazit.
Als Neunter sorgte unterdessen Nico Hülkenberg im Sahara Force India für die beste deutsche Platzierung. Timo Glock durfte sich in dem spannungsgeladenen Rennen über die Zielankunft als 17. im unterlegenen Marussia freuen.
Auch Vettel wollte den zweiten WM-Lauf unbedingt zu Ende bringen. Sogar gegen den Willen seines Teams, das ihn kurz vor Schluss in die Box beordert hatte, nachdem zu Beginn des Rennens der Funkkontakt mit dem Red-Bull-Kommandostand abgebrochen war. „Ich hätte reinkommen sollen, aber ich dachte, es gehört sich so, dass man ein Rennen zu Ende fährt, auch wenn das Auto den Geist aufgibt“, erklärte Vettel. Nach dem Karthikeyan-Reifenschlitzer hatte der Hesse einen richtig dicken Hals: „Manche sind ein bisschen überfordert mit der Situation und sehen nicht ganz, wo ihr Auto ist.“
Zumindest zu Beginn wäre das sogar noch verständlich gewesen. Der gefürchtete malaysischen Regen hatte den 5,543 Kilometer langen Kurs kurzerhand unter Wasser gesetzt. Blitze krachten vom düsteren Himmel, nach acht Runden wurden die Roten Flaggen geschwenkt. Rennabbruch. Bis dahin lag Pole-Mann Hamilton noch in Führung, Button war Zweiter. Schumacher war durch den Crash mit dem etwas zu forschen Franzosen Romain Grosjean im Lotus in Runde eins längst aussichtslos zurückgefallen. Vettel hatte eine Position nach Startplatz fünf verloren. Vor den Hessen hatte sich bereits Alonso gesetzt.
Als dann Hamilton nach dem Neustart bei einem verunglückten Boxenstopp viel Zeit verlor und Button ebenfalls mit Karthikeyan kollidierte, war der Weg frei für Alonso. „Es ist ein unglaubliches Resultat“, stellte der Spanier selbst erstaunt fest. Bereits 2005 hatte der zweimalige Weltmeister im Renault auf dem anspruchsvollen Kurs gewonnen, 2007 war er im McLaren in Sepang die Nummer 1.
Diesmal fehlte aber nicht viel und Alonso wäre Sieg Nummer 3 von einem Außenseiter genommen worden. Wie entfesselt raste der 22-jährige Perez in seinem Sauber zu seinem mit Abstand besten Resultat. Erst ein Fehler in der 50. Runde raubte dem Mexikaner die Hoffnung, auch Alonso mit seiner famosen Aufholjagd noch einzukassieren. „Es war schwer, ihn zu kriegen, aber es war möglich zu gewinnen“, meinte Perez, dessen Teamchef Peter Sauber Tränen der Freude bei der Zieldurchfahrt in den Augen hatte.
Bei Sieger Alonso war hingegen Erleichterung spürbar. Erstmals seit dem verlorenen WM-Finale 2010 übernahm der Asturier die WM-Führung (35). Zweiter ist vor dem nächsten Rennen in drei Wochen in China Hamilton mit fünf Punkten Rückstand, dahinter folgt Button. Vettel (18) rutschte auf Platz sechs ab. „Der Sieg macht uns glücklich für die nächsten zwei Tage, aber es ändert nichts daran, dass wir das Auto verbessern müssen“, mahnte Alonso.