Formel 1 im Budgetstreit „am Scheideweg“
Berlin (dpa) - Die Formel-1-Teams streiten mal wieder ums Geld. Im Zentrum der Debatte um verbotene Mehrausgaben steht Sebastian Vettels Red-Bull-Team. Bei den Verhandlungen um das künftige Kostenlimit droht eine Zerreißprobe.
Vettels Ein-Mann-Show Vettel könnte den Streit in der Formel 1 um Schummeleien bei der Budgetgrenze weiter vertiefen. Die kaum versteckten Vorwürfe gegen den dominierenden Red-Bull-Rennstall und zuletzt auch Mercedes, für Erfolge auf der Strecke beim vereinbarten Kostenlimit zu mogeln, bedrohen inzwischen sogar die Zukunft der Teamvereinigung FOTA. Für das nächste Rennen in Abu Dhabi haben die Teams ein Krisentreffen anberaumt, das zur Zerreißprobe werden dürfte. „Wir stehen am Scheideweg“, sagte Mercedes-Teamchef Ross Brawn.
Red-Bull-Teamchef Christian Horner drohte jüngst sogar mit einem Ausstieg aus der FOTA. Der Vettel-Rennstall fühlt sich zu Unrecht von den hartnäckigen Gerüchten um kreative Buchführung verfolgt. „Das ist der Neid der schlechten Verlierer. Sie werfen mit Dreck und hoffen, dass etwas kleben bleibt“, wetterte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko am Rande der Indien-Premiere in der „Bild“-Zeitung.
Zuvor war immer wieder spekuliert worden, Red Bull würde über Partnerfirmen mehr Personal als erlaubt beschäftigen, den Windkanal länger als zulässig betreiben und Finanzdaten verheimlichen. Auf diese Weise habe sich das Team Vorteile verschafft und die Grundlage für die Triumphserie von Doppel-Weltmeister Vettel gelegt. „Das stimmt nicht. Die anderen Topteams sollen einfach mal erkennen, dass wir effizienter arbeiten als sie“, entgegnete Marko.
Auch bei Mercedes wird energisch dementiert, dass die eingeleitete personelle Aufrüstung für das Jahr 2012 den in der FOTA vereinbarten Kostenrahmen sprengt. Dennoch weiß Teamchef Brawn genau um den Grund für die verfahrene Debatte. „Es beginnt, den drei oder vier Teams wehzutun, die ihre Ressourcen kontrollieren müssen, um das Abkommen zu erfüllen“, erklärte der Brite.
Schon seit Wochen ringen die Formel-1-Teams daher um eine neue Auflage der Kostenbremse mit effektiveren Kontrollmechanismen. „Wir müssen in Abu Dhabi eine Lösung finden, eine endgültige Lösung“, forderte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. FOTA-Präsident Martin Whitmarsh, zugleich McLaren-Teamchef, warb vor allem im Sinne der finanziell schwächeren Rivalen für eine Einigung. „Wir haben die Pflicht, diesen Teams das Überleben zu ermöglichen“, sagte der Brite.
Whitmarsh räumte zudem ein, es gebe bislang keine handfesten Beweise für Verstöße gegen die Budgetgrenze. Die anhaltende Diskussion aber hat auch bei Red-Bull-Teamchef Horner einen Nerv getroffen. Er sehe die FOTA durchaus in Gefahr, bekräftigte der Vettel-Chef. „Wenn wir keine Einigung in der FOTA erzielen können, was ist dann ihr Zweck?“, meinte Horner nach den ergebnislosen Verhandlungen der vergangenen Wochen.
Ohnehin liegt dem Ausgabenlimit bislang nur eine freiwillige Vereinbarung der Teams untereinander zugrunde. Weder der Weltverband FIA noch Chefvermarkter Bernie Ecclestone haben Kontrollbefugnisse. In Abu Dhabi muss sich nun entscheiden, ob der Formel-1-Frieden hält. Kommt es zum Bruch der Teams, fürchten Experten bereits eine Rückkehr zum sündhaft teuren Wettrüsten vergangener Tage.