Ritt auf der Finne Red Bull setzt in Ungarn auf eigene Stärke
Budapest (dpa) - Der Ausflug zum Plattensee geriet für die beiden Landratten Daniel Ricciardo und Max Verstappen zu einer hektischen Angelegenheit.
Rund 130 Kilometer südwestlich vom Hungaroring wurde das Red-Bull-Duo vor dem letzten Grand Prix vor der Sommerpause beim Extremsegeln richtig gefordert. In Begleitung der Olympiasieger Hans-Peter Steinacher und Roman Hagara gaben die Formel-1-Piloten aber beim Austausch von Rennwagen gegen Katamaran eine gute Figur ab und stürmten bei bis zu 50 km/h auf der Heckfinne über das Wasser.
„So etwas habe ich noch nie zuvor gemacht. Auf der Schule bin ich vielleicht ein oder zweimal in kleinen Booten gesegelt, daher war das jetzt eine ganz neue Erfahrung“, sagte der Australier Ricciardo nach der Extremeinheit. „Normalerweise ziehe ich Motoren vor, das war aber eine coole Sache“, meinte der Niederländer Verstappen. „Wenn du auf dem Boot bist, spielt sich vieles auf einmal ab.“ In einem Formel-1-Wagen verhält es sich nicht anders.
Ricciardo und Verstappen gehen mit hohen Erwartungen in den Grand Prix in Ungarn. Der kurvenreiche und wellige 4,381 Kilometer kurze Kurs verzeiht Nachteile in Sachen Motorenpower. Das kommt Red Bull mit seinem im Vergleich zu Mercedes und Ferrari leistungsschwächeren Renault-Antrieb zugute. Viel wichtiger sind die Qualitäten des Chassis, die Aerodynamik spielt eine entscheidende Rolle. Im Freitagstraining war nur Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel (1.) schneller als Verstappen (2.) und Ricciardo (3.).
„Nein“, sagte der zweimalige Saisonsieger Ricciardo dennoch auf die Frage, ob Sebastian Vettels früheres Team unweit von Budapest sogar Favorit auf den obersten Podestplatz sei. „Ich denke, dass es zwischen den drei Teams wirklich eng zugehen wird.“ Verstappen äußerte sich offensiver. „Ich denke schon, dass unser Wagen gut genug ist, um es zu schaffen“, sagte er zu den Siegchancen. „Ich hoffe, wir verlieren nicht zu viel auf der Geraden.“
Vor allem darf Verstappen nicht die Nerven verlieren. Im vergangenen Jahr beraubte er sich und Ricciardo schon in der ersten Runde der Chance auf den Sieg. Nach der Eingangskurve krachten die beiden Stallrivalen ineinander. Verstappen wurde am Ende immerhin noch Fünfter, für Ricciardo war das Rennen vorzeitig beendet. „Dafür gibt es keine Entschuldigung“, ärgerte sich Ricciardo und bezeichnete Verstappens Verteidigungsmanöver als „amateurhaft“.
Einen erneuten Zusammenstoß wollen beide natürlich vermeiden. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefert sich das Duo ohnehin schon in der WM-Wertung, da liegt Ricciardo (106) gerade mal einen Zähler vor Verstappen. Eine Sache hat der 20-Jährige dem 29-Jährigen aber bereits voraus: einen neuen Vertrag. Verstappen band sich schon im vergangenen Oktober bis Ende 2020 an Red Bull.
Und wie ist der aktuelle Stand bei Ricciardo? Sein Vertrag läuft aus. Mercedes setzt weiter auf Lewis Hamilton und Valtteri Bottas, Ferrari auf Vettel. Hinzukäme bei der Scuderia wohl Kimi Räikkönen oder Charles Leclerc vom Schweizer Sauber-Team.
„Ich hätte zur Sommerpause alles sehr gerne unterschrieben und erledigt. Aber selbst wenn das nicht klappen sollte und ich zumindest während der Pause weiß, was ich tun will, wäre ich glücklich“, sagte Ricciardo unlängst. Red-Bull-Teamchef Christian Horner hätte indes gerne schon vor der Sommerpause Gewissheit, dass er bleibt.