Wie Michael Schumacher Vettels Traum und Antrieb: Im Ferrari den Titel holen
Hockenheim (dpa) - Sebastian Vettel fühlt sich nach vier WM-Titeln noch immer unvollendet, der Traum vom Triumph mit Ferrari wie einst sein großes Vorbild Michael Schumacher treibt ihn weiter an.
„Ich sehe es so: Wenn ich wollte, könnte ich auch jetzt den Helm an den Nagel hängen. Und einfach tschüss sagen“, sagte der 31 Jahre alte Heppenheimer in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ vor seinem Formel-1-Heimrennen auf dem Hockenheimring: „Aber es gibt noch etwas, das in meinen Augen offen ist, das nicht fertig ist. Mein Traum, den ich schon als Kind hatte. Ich wollte immer aufwachsen und Michael nacheifern.“
Die Freundschaft der beiden ist schon lange bekannt. Vettel ist der legitime sportliche Nachfolger des siebenmaligen Champions. Er eifert ihm nicht nur auf der Strecke nach, Vettel riegelt auch wie es Schumacher machte, sein Privatleben komplett ab. Dass sein Idol seit seinem Skiunfall Ende 2013, bei dem Schumacher ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt, ihm als Kumpel und Ratgeber nicht mehr zur Seite stehen kann, schmerzt den Hessen.
Schumacher und der rote Wagen seien seine Helden gewesen. In seinem Traum habe er selbst in dem Ferrari gesessen und sei zum Titel gefahren, erzählte Vettel in dem SZ-Interview: „Der Gedanke treibt mich noch immer an.“
Rechnerisch kann er sogar unter den jetzigen gegebenen Vertragsverhältnissen den Rekord einstellen und bis zum Ende seines Kontrakts 2020 die sieben WM-Wunder Schumachers wiederholen. Gelänge das, wäre die Frage spannend, ob er dann alles daran setzen würde, sein Vorbild zu überbieten - oder womöglich nicht.
Seine bisherigen Titel in den Jahren 2010, 2011, 2012 und 2013 holte Vettel mit Red Bull. Nach seinem Debüt in der Motorsport-Königsklasse für BMW wechselte er noch in der Saison 2007 zu Toro Rosso. Zur Saison 2009 stieg er zu Red Bull auf.
Als Schumacher 2010 für drei Jahre noch mal in die Formel 1 zurückkehrte, nachdem er 2006 seine Karriere eigentlich für beendet erklärt hatte, feierte Vettel seinen ersten WM-Gewinn. „Nach dem ersten Titel hat es eine ganze Weile gedauert, bis er eingesunken war. Ehe ich begriffen hatte, was ich erreicht hatte. Dann ging es ganz normal weiter, ich war dann im Rhythmus drin“, sagte Vettel der SZ. Den Wert der vier Titel habe er erst so richtig begriffen, als die Jahre gekommen seien, in denen es nicht so gut lief.
Das war vor allem 2014, als Vettel auch von seinem damaligen Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo geschlagen wurde und weder eine Pole Position geschweige denn einen Sieg schaffte. Dann der Wechsel zur Scuderia und gleich drei Grand-Prix-Erfolge im ersten Jahr im Auto der legendären Marke, die als einzige seit dem ersten WM-Rennen der Formel 1 dabei ist. 2016 ging die Kurve nach dem ersten Hoch wieder nach unten: Kein Sieg. In der vergangenen Saison verabschiedete sich Vettel als Führender in die Sommerpause, eigene Fehler, Patzer des Teams und Zickereien des Ferrari kosteten ihn im zweiten Saisonabschnitt im WM-Kampf mit Mercedes-Star Hamilton den Titel.
Vettel ist nun im vierten Jahr bei Ferrari. Schumacher holte seinen ersten WM-Titel mit den Italienern im fünften Jahr. Er war als zweimaliger Champion zur Saison 1996 von Benetton zu Ferrari gewechselt. 2000, als Vettel auf dem Hockenheimring sein Idol beim ersten Grand-Prix-Besuch bewundern konnte, gewann er wieder die WM, 2001, 2002, 2003 und 2004 folgten die nächsten Titel. Eine bislang unerreichte Ära, die auch Vettel weiter inspiriert.